2020 hatten sich noch 127 Betriebe in Südtirol für eine Bioland-Zertifzierung entschieden. 2021 nur 22. „In diesem Jahr müssen wir sogar einige Kündigungen verzeichnen“, so Reinhard Verdorfer, Geschäftsführer von Bioland Südtirol, gegenüber der italienischen Seite Rai News. Dies habe auch monetäre Gründe: Zertifizierungen und die Betreuung durch den Verband kosteten rund 1.000 Euro im Jahr, hinzu kämen gestiegene Preise für Betriebsmittel.
Manche Biolandwirte verzichteten daher auf die Zertifizierungen, arbeiteten jedoch im Stil der ökologischen Landwirtschaft weiter. Was zunächst nach dem kleineren Übel klingt, sorgt für den Geschäftsführer für Unordnung im Markt und schlechtere Rückverfolgbarkeit - auch, was das 25%-Ziel der EU für den Bioanbau angehe, denn dieses rücke „in immer weitere Ferne“, betonte Verdorfer gegenüber Rai News. Hinzu käme, dass bereits jetzt schon einige Betriebe Produkte als „biolike“ anböten, auch wenn bis kurz vor der Ernte gespritzt wurde, dass bei „nachhaltigen“ Erzeugnissen keine Kriterien angegeben würden oder selbst „regionale“ Ware ohne Nachweise nicht immer regional sei. Kurz: Die Konsumenten würden „geprellt“, so das Fazit.
Dabei habe ökologische Landwirtschaft zahlreiche Vorteile, wie Verdorfer auch auf der Südtiroler Nachrichtenseite stol.it bekräftigte. Sie vereine sämtliche Aspekte des inzwischen fast pauschal eingesetzten Schlagworts der Nachhaltigkeit, etwa durch weniger Pflanzenschutzmittel, die Verwendung eigener Futter- und Betriebsmittel, den Verzicht auf Herbizide und damit einhergehende steigende Biodiversität sowie eine Anreicherung der organischen Masse im Boden. Die Lieferketten seien stabiler und stärkten zudem regionale Kreisläufe, fasste der Präsident von Bioland Südtirol zusammen. Es gelte daher, diese Vorteile bei der aktuellen GAP-Verhandlung, aber auch in der Kommunikation mit Konsumenten und Marktteilnehmern zu betonen, Kosten zu reduzieren und neue (Absatz-)Märkte zu schaffen, heißt es abschließend auf stol.it.