Foto: VSSE e.V./Christoph Göckel

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Die gleichmäßigen Temperaturen haben für ein optimales Wachstum beim Spargel gesorgt. Doch es fehlt an Erntehelfern aufgrund der aktuellen Corona-Situation. „Am 16. März konnten Erntehelfer mit einer Arbeitsbescheinigung vom Anbaubetrieb noch für kurze Zeit die Grenzen passieren, nun sind alle dicht. Viele Arbeitskräfte aus Rumänien wollen, aber können nicht kommen. Die Anbauer wissen nicht, wie sie die Ernte bewerkstelligen können. Rumänische Erntehelfer, die einen Großteil der Arbeiter ausmachen, verdienen sich mit der Ernte in Deutschland ein sehr wichtiges Zusatzeinkommen. Die Bundesregierung muss unbedingt die Rahmenbedingungen für eine problemlose Einreise mit den anderen europäischen Ländern klären, damit diese die Ein- und Durchreise möglich machen“, so Simon Schumacher, Vorstandssprecher des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e.V. (VSSE).

Anbauberater Dr. Ludger Aldenhoff erklärt: „Das Folienmanagement kann die Ernte aktuell noch hinauszögern und die Temperaturen in KW 12 ausbremsen. Aber schon in KW 13 sind nachts wieder Minusgrade gemeldet, was aus Gründen der späteren Stangenqualitäten den Schutz durch Folie notwendig macht. Die Situation in den Betrieben ist sehr angespannt, da nicht klar ist, wie viele Erntehelfer zur Ernte da sein können.“ Wie Jürgen Schulze, Vorstandssprecher des Verbands der Ostdeutschen Spargel- und Beerenobstanbauer e.V. (VOSBA) ergänzt, wird bei den meisten anderen Gemüse- und auch einigen Obstkulturen mit der Pflanzung die Voraussetzungen für eine spätere Ernte geschaffen. Ohne Erntehelfer aus dem Ausland sei das nur im begrenzten Maße möglich.
„Die Anreise für Arbeitskräfte aus dem europäischen Ausland muss sichergestellt sein. Die deutschen Grenzen müssen für Arbeitskräfte offenbleiben und Transitwege durch Nachbarstaaten, wie Ungarn und Österreich, sowie Flüge bei einer Arbeitsplatzzusage möglich sein. Auch gilt es, die Vermarktung über die Genehmigung von Wochenmärkten und Direktvermarktungsständen sowie die Hofläden und den LEH sicher zu stellen“, betont Schumacher. Sollte es zu weiteren Einschränkungen im Warenverkehr kommen, wäre die Eigenversorgung über Importe nicht ausreichend sichergestellt.
Sollte der deutsche O&G-Anbau von politischer Seite keine umfassende Unterstützung bei der Sicherstellung von Erntehelfern erhalten, werden durch Insolvenzen Lücken im Versorgungssystem entstehen. Auch nach einer Beruhigung der aktuellen Ausnahmesituation werden neue Betriebe diese nicht schließen können. Somit besteht die große Gefahr von nachhaltigen Versorgungsengpässen. Zusätzlich stellen die Unternehmen in vielen ländlichen Regionen die wichtigsten Arbeitgeber dar. Ein Wegfall würde auch erhebliche soziale und wirtschaftliche Einschnitte für die Region bedeuten.