Foto: Daphne Schmidt

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Am 1. September kündigte der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez an, dass die Regierung beabsichtige, den branchenübergreifenden Mindestlohn noch im Laufe des Jahres anzuheben und so weitere Fortschritte bei der Erfüllung der Wahlverpflichtung zu erzielen, bis 2023 60 % des Durchschnittslohns zu erreichen, wie es in der Sozialcharta des Europarats festgelegt ist. Das wäre die dritte Erhöhung innerhalb von zwei Jahren. Derzeit liegt der Mindestlohn bei 1.108 Euro brutto/Monat im Durchschnitt von zwölf Monaten.

Mit dieser Ankündigung rückt das Thema Mindestlohnerhöhung wieder in den Mittelpunkt. Für den spanischen Obst- und Gemüsesektor wird sie zweifellos einen weiteren Kostenanstieg zur Folge haben, vor allem bei arbeitsintensiven Produkten.

Das aktuelle Problem der Produzenten geht jedoch weit über eine bloße Erhöhung des interprofessionellen Mindestlohns hinaus. Erzeuger und Vermarkter sind mit ständig steigenden Kosten konfrontiert, besonders für Löhne, Energie und Rohstoffe. So sind bspw. die Strompreise enorm gestiegen, aber auch Karton und Plastik sind teurer geworden. Einige Unternehmen sprechen von einem globalen Kostenanstieg in diesem Jahr von rund 15 %. Im Gegensatz dazu steigen die Erzeugerpreise jedoch nicht, sie bleiben auf einem niedrigen Niveau und liegen manchmal unter den Produktionskosten. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber die Macht und der Druck des europäischen LEH machen sich bemerkbar. Das einzige, was die Preise steigen lässt, sind Angebot und Nachfrage. Aber wie sich in diesem Jahr bei Steinobst gezeigt hat, ist dies auch nicht immer der Fall. Mit anderen Worten: Nur weil die Produktionskosten im Ursprung steigen, bedeutet das nicht, dass die Produkte automatisch teurer werden. In vielen Fällen ist es nicht möglich, den Preisanstieg weiterzugeben, so dass die Gewinnspanne für die Erzeuger immer kleiner wird.
Was unternimmt die spanische O+G-Branche, um diese schwierige Situation zu bewältigen? Zum einen durch Konzentrationen. Die Zahl der Fusionen von Genossenschaften und Unternehmen nimmt erheblich zu. Einer dieser Sektoren ist die Citrusbranche. Wenn die Fusionen funktionieren, werden sich viele diesem Trend anschließen, sodass für die kommenden Jahre eine starke Konzentration des Produktionssektors zu erwarten ist.
Zum anderen durch Mechanisierung und Digitalisierung, vor allem im Packhaus aber auch im Anbau, wenn auch langsamer. Die Unternehmen investieren in moderne Maschinen, um Arbeitskräfte einzusparen und die Digitalisierung trägt dazu bei, alle Prozesse zu optimieren.
Hervorzuheben ist auch, dass der Eintritt von Investitionsfonds in die spanische Agrarwirtschaft zusammen mit dem Konjunkturprogramm der EU einen wirtschaflichen Aufschwung bringen werden, den viele angesichts der schwierigen Situation aufgrund des Ungleichgewichts zwischen Kosten und Erlöse benötigen, um diese Modernisierung durchführen zu können.
In Spanien sind die Lebenshaltungskosten erheblich gestiegen, sodass eine Erhöhung des Mindestlohns zu begrüßen ist, aber für die Obst- und Gemüseunternehmen bedeutet das nur ein weiterer Tropfen in ein volles Glas, das bald überzulaufen droht, wenn die Erlöse für ihre Produkte nicht auch entsprechend steigen. d.s.