Ein weniger bekanntes Beispiel für die Verwendung von Substraten sind Deckerden in der Pilzzucht.
Denn für die Produktion des gängigsten Speisepilzes, dem Champignon, ist der Einsatz einer Deckschicht Substrat notwendig, die zurzeit zu 90 % aus Schwarztorf besteht. Für diese Anwendung gibt es bisher noch keinen adäquaten Ersatzrohstoff. Der Industrieverband Garten (IVG) e.V. weist daher darauf hin, dass im Zuge des in Niedersachsen geplanten Torfabbauverbotes die Züchtung von regional erzeugten Champignons bedroht ist.
Eine Umfrage unter den IVG-Mitgliedern zu verfügbaren Torfmengen aus Deutschland kam für den Bereich der Champignondeckerden zu einem Ergebnis, das aufrütteln sollte. Zusammengefasst lasse sich sagen, dass die Torfmengen schon heute nicht mehr für die vollständige Versorgung der Produktion von Champignondeckerden ausreichen (ca. 300.000 m³ in den Jahren 2024 und 2025). In den Jahren 2026 und 2027 wird die Abbaumenge in Deutschland auf je ca. 200.000 m³ sinken. Schon im Jahr 2029 gehen die geplanten Torfmengen schlagartig auf unter 30.000 m³ zurück bis sie 2032 vollständig zum Erliegen kommen.
Die mittel- und westeuropäische Champignonproduktion werde also schon sehr bald auf nahezu vollständige Importe der Deckerden aus Nord- und Osteuropa angewiesen sein oder selbst den Weg der Produktionsverlagerung wählen müssen. Da die Produktivität mit dem weniger gut geeigneten Importtorf zurückgehen wird, sind Auswirkungen auf die Verbraucherpreise nicht auszuschließen. Ein Beitrag für den Klimaschutz werde in jedem Fall nicht erreicht, da zu den Emissionen aus der in diesem Fall unvermeidbaren Torfnutzung auch noch die Transportemissionen hinzukämen.
Niederländische Studie weist auf Probleme hin
Der dem IVG vorliegende vorläufige Entwurf einer Rohstoffanalyse der Universität Wageningen errechnet den Schwarztorfgebrauch für die Deckerdenproduktion in den Niederlanden auf Datenbasis von 2021 mit ca. 500.000 m³ Schwarztorf pro Jahr. Auf dieser Grundlage wird geschätzt, dass in Europa etwa 2 Mio m³ Torf pro Jahr für Deckerden verwendet werden. Außerdem wird prognostiziert, dass es in wenigen Jahren zu Problemen mit der Qualität der Deckerden kommen wird. Dies hängt mit dem geplanten Verbot des Schwarztorfabbaus in Deutschland und dem vorläufigen Abbaustopp in Irland sowie mit der geringeren Eignung des Nasstorfs aus dem Import für die Pilzzucht zusammen. Als realistisches Ziel der Torfreduktion für Deckerden bis zum Jahr 2030 wird diese Studie 15 % nachwachsende Rohstoffe empfehlen. Bei einem höheren Anteil an nachwachsenden Rohstoffen in Deckerden beklagen die Pilzzüchter mit den aktuellen Werkzeugen allerdings starke Ertragseinbußen. Weitere Forschung ist nötig und es bedarf nun eines Moratoriums für das geplante Torfabbauverbot, zumindest für den Zielbereich der Lebensmittelproduktion, bis die notwendigen Alternativen in vergleichbaren Qualitäten verfügbar und marktreif sind.