Aktuelle Einschränkungen durch die Pandemie machen dem italienischen Agrarsektor zu schaffen. Neben der komplexer gewordenen Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte, die häufig mit in der EU nicht anerkannten Stoffen geimpft seien, ist auch die 2G-Pflicht für landwirtschaftliche Arbeiter über 50 ein einschneidender Faktor.
Zudem fehlten Arbeitskräfte aus Ost- oder Nordafrika, die aufgrund des Virus nicht zur Saisonarbeit nach Italien gekommen seien. Wie Italiafruit berichtet, werde das Thema Arbeitskräftemangel neben erhöhten Produktionskosten und zu geringen Preisen immer mehr zum Fixpunkt eines jeden Gesprächs mit Branchenteilnehmern in ganz Italien. In Gebieten mit starkem Obst- und Gemüseanbau wie z.B. Ferrara „erreichen die ausländischen Arbeitskräfte auf dem Lande 40 %, während 35 % der Arbeiter über 50 Jahre alt sind“, sagt Paolo Cavalcoli, Präsident von Confagricoltura Ferrara. „15.000 Kräfte denken darüber nach, unser Land zu verlassen und im Ausland zu arbeiten. Wir haben schon jetzt Schwierigkeiten, genügend Menschen zu finden, die bereit sind, in der Landwirtschaft zu arbeiten, doch wenn diese Flucht stattfindet, sind wir ruiniert“, befürchtet er. Man habe bereits gefordert, auch andere Impfstoffe anzuerkennen. Dies dürfe nicht zu Lasten einer Landwirtschaft gehen, „die bereits mit tausend Problemen zu kämpfen hat“.
Auch die Abwanderung spezialisierter Arbeitskräfte sei ein schwieriges Thema. Gut ausgebildete Arbeiter wanderten in Nachbarländer aus, die bessere Bezahlung, mehr Flexibilität oder Zusatzleistungen böten. Stefano Gasperi, Direktor der Confagricoltura Modena, weist darauf hin: „Es gibt ein Problem mit der Quantität, aber auch mit der Qualität der Arbeitskräfte: Die Unternehmen laufen Gefahr, schlecht qualifiziertes Personal einzusetzen, was sich in den Folgejahren nachteilig auf die Produktivität im Obstanbau auswirkt.“ Durch das so entstehende Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage sei auch mit einem Anstieg von Schwarzarbeit zu rechnen, befürchtete Gasperi.