“Bewusst einkaufen” hat viele Nuancen und mit Sicherheit auch mehr als eine Definition. Für die italienischen Bio-LEH-Kette NaturaSì bedeutet es unter anderem auch Transparenz: Mit der neuen Kampagne “Wir unterstützen die Landwirtschaft” wird für die Konsumentinnen und Konsumenten aufgeschlüsselt, wie viel der an der Kasse bezahlten Euro für welche Position entlang der Wertschöpfungskette fällig wird. 

Man wolle damit Vertrauen schaffen, für alle Beteiligten und somit auch für die Verbraucher, erklärt Fabio Brescacin, Präsident und Gründer von NaturaSì, gegenüber AskaNews. Ziel sei es, eine Diskussion über einen “gerechten Preis” in der Landwirtschaft anzuregen. “Wir beobachten, dass die Landwirtschaft in großen Schwierigkeiten steckt, weil in den letzten Jahren für landwirtschaftliche Erzeugnisse im Vergleich zu anderen Produkten immer weniger gezahlt wurde, so dass zu wenig Geld in die Taschen der Landwirte gelangt”, so Bescacin weiter. Dies habe zwei Folgen: Die Industrialisierung der Landwirtschaft und eine Produktion mit invasiven Methoden einerseits sowie eine Abkehr von der Landwirtschaft, d.h. Landflucht und fehlendes Interesse der Jugend, auf der anderen Seite. “Wir müssen alle zusammenarbeiten, um dieses Problem zu lösen.”

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Image: Instagram - @naturasi_italia

Unter anderem auf dem Instagramkanal von NaturaSì wird in Ansätzen aufgezeigt, was sich hinter dem finalen Kilopreis versteckt. 

Kilopreis klar(er) erklärt

Mit der neuen Kampagne wird erklärt, wie sich der Produktpreis zusammensetzt - z.B. für lose verkauften Fenchel. Bei einem Verkaufspreis von 3,98 Euro pro Kilo erhält der Landwirt 1,80 €/kg. Für dahinterstehende Leistungen wie Qualitätskontrollen, Landwirtschaftsexperten oder Transport rechnet NaturaSì 0,80 €/kg ein, hinzu kommen Geschäftskosten i.H.v. 1,22 €/kg sowie die Mehrwertsteuer, die mit 0,16 €/kg zu Buche schlägt. Auch Orangen werden vorgerechnet: 0,90 €/kg an den Landwirt, 0,42 €/kg für Qualitätskontrollen, Experten und Transport, 0,58 €/kg Geschäftskosten sowie 0,08 €/kg für die Mehrwertsteuer, die in Italien für Grundnahrungsmittel wie Obst und Gemüse bei 4 % liegt. Kiwis sind ebenfalls Teil der Kommunikationskampagne: 4,90 Euro pro Kilo beinhalten 2,50 €/kg an den Landwirt, 0,80 €/kg für Qualitätskontrollen & Co, Geschäftskosten i.H.v. 1,41 €/kg sowie 0,19 % Steuern.

Niedrige Preise haben langfristige Folgen 

“Viele Gemüseproduzenten sehen sich dieses Jahr nicht in der Lage zu pflanzen, da sie die Bewässerung nicht garantieren können”, wird Fabio Brescacin auf myfruit zitiert. Der Klimawandel sei kein “Scherz”, sondern eine echte, tägliche Herausforderung für die Landwirte. Rechnet man das schwindende Interesse der nachfolgenden Generationen hinzu, bedrohe dies direkt die Effizienz der italienischen Lebensmittelproduktion, mahnte er. Die Kampagne habe daher auch das Ziel aufzuzeigen, dass es sich bei der Produktion von Obst und Gemüse um einen komplexen Vorgang handele, der verschiedene Akteure und Herausforderungen mit sich bringen. Niedrige Preise bedeuteten nicht nur, dass Investitionen in die Landwirtschaft ausblieben, sondern führe auch zu Verschuldung und der Nutzung nicht-nachhaltiger Praktiken. Ob es möglich ist, den Ansatz von NaturaSì auf den gesamten LEH auszuweiten, bleibt als offene Frage am Ende des Artikels übrig.