Foto: Pixabay

Foto: Pixabay

Wie der Genossenschaftsverband Legacoop Romagna berichtet, kommt es aufgrund des Arbeitskräftemangels in der Landwirtschaft bereits zur Aufgabe von Anbauflächen, da nicht genügend Arbeiter für die Ernte verfügbar seien.

Andere Betriebe überlegten eine Umstellung auf Pflanzen mit einem höheren Mechanisierungsgrad, etwa Getreide. Am Bestellungsrückgang von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sowie dem Verzicht auf geplante Investitionen werde bereits jetzt deutlich, dass landwirtschaftliche Betriebe in der kommenden Saison Aktivitäten reduzieren oder gar einstellen könnten. Dies beeinflusse wiederum Verarbeitungs- und Verpackungsbetriebe, die womöglich zu wenig Ware für den Betrieb ihrer Linien bekämen, was als Folge das Angebot weiter reduziere. Als Ursachen für diese Rückgänge nennt Legacoop Romagna eine unzureichende Migrationspolitik, die fehlende Planung der Migrationsströme, bürokratische Langsamkeit sowie die Ineffizienz der Arbeitsmarktpolitik und des Arbeitsmarktes. Hinzu kämen Vorschriften, die die Beschäftigung von Saisonarbeitskräften verhindern, eine mangelnde Ausbildung, die die Schaffung und Einstellung spezialisierter Arbeitskräfte beinträchtige sowie die Erosion der landwirtschaftlichen Familieneinkommen.

Ein konkretes Beispiel für die Misslage findet sich bei Italiafruit News. Dort berichtet Landwirt Massimo Marani, dass er bereits im Februar einen Antrag für vier Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Ländern gestellt, bisher jedoch keine Antwort erhalten habe. Nun werde die Zeit selbst bei einer Zusage zu knapp, um die Arbeiter auf die Kampagne vorzubereiten. Andere Betriebe prüften bereits, welches O+G ggf. aufgegeben werden könnte, sollte nicht rechtzeitig Hilfe eintreffen, so Marani. Und auch die bisher fehlenden Hände zeigten nun Auswirkungen, da ausgebliebendes Ausdünnen an den Pflanzen zu kleineren Kalibern geführt habe.

Mit der fehlenden Zusage ist Marani vermutlich nicht allein: Der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti gibt an, dass die Regierung das Kontingent der per Dekret nach Italien zugelassenen Nicht-EU-Arbeitnehmer im Vergleich zum Vorjahr auf 69.000 erhöht habe. 42.000 Arbeitskräfte sind davon für die Landwirtschaft vorgesehen. Gleichzeitig hätten jedoch Landwirte etwa 100.000 Anträge eingereicht. 'Es kann nicht sein, dass die Unternehmen wegen der Bürokratie die Arbeit eines ganzen landwirtschaftlichen Jahres verlieren, nachdem sie durch den Krieg in der Ukraine einen starken Anstieg der Produktionskosten hinnehmen mussten', stellt Coldiretti fest. Und nennt Zahlen: Jedes vierte landwirtschaftliche Erzeugnis werde in Italien von ausländischen Arbeitskräften geerntet; 358.000 Arbeiter aus 164 Ländern seien in der italienischen Landwirtschaft tätig und leisteten dort mehr als 29 % der Arbeitstage der Branche. In manchen Regionen seien eingewanderte Arbeitskräfte ein fester Bestandteil des wirtschaftlichen und sozialen Gefüges, z.B. bei der Erdbeerernte um Verona, bei Äpfeln im Trentino, bei Obst in der Emilia Romagna oder bei Weintrauben im Piemont. Die ausländischen Arbeitskräfte kämen für die meist befristete Anstellung hauptsächlich aus Rumänien, Marokko, Indien und Albanien, so Coldiretti.