„Aktuell bekommt der Mangel mehr Aufmerksamkeit, doch wir haben bereits seit einigen Jahren Schwierigkeiten, Arbeitskräfte zu finden. Und je mehr Zeit verstreicht, desto größer wird die Kluft zwischen Arbeitsangebot und -nachfrage in unserer Branche“, berichtet Ferdinando Di Leo, ein Landwirt aus Rocca Imperiale in der süditalienischen Region Kalabrien.
Dort ist ein großer Teil der Aprikosen- und Zitronenernte auf dem Boden gelandet. Grund dafür sind die überdurchschnittlich hohen Temperaturen, doch vor allem der Mangel an Arbeitskräften, die zu schnell gereifte Früchte nicht rechtzeitig ernten können. Das Problem ist für ihn langfristiger Natur, wie er gegenüber der Zeitung Quotidiano del Sud berichtet. „Viele Arbeiter und Facharbeiter aus der albanischen Gemeinschaft, die sich hier seit den 1990ern niedergelassen hatte, sind weggezogen. Die neuen Generationen, die besser in unser soziales Gefüge integriert sind, suchen nach neuen Arbeitsplätzen“, so Di Leo. Auch Rentner und Studenten seien als Arbeitskräfte „vollständig verschwunden“.
Ein Grund dafür könnte dem Unternehmer zufolge auch die Einführung des Bürgergeldes (eine Art italienisches Hartz IV bzw. Grundeinkommen für sozialschwache Bürger, Anm. d. Red.) sein, seit dessen Einführung das Angebot an Arbeitskräften auf Null gesunken sei. Als Lösung sieht er konkrete Anreize für den Eintritt in den Arbeitsmarkt, der zudem besser betreut werden sollte. Die Zulassung von mehr Arbeitskräften aus dem Ausland sowie eine Vereinfachung der bürokratischen Verfahren, insbesondere für kleinere Landwirtschaftsbetriebe, seien ebenfalls eine Überlegung wert, so Di Leo.