Bio-Tomaten im Januar? Das könnte in Frankreich nächsten Winter (wieder) Realität werden: Ende Juni hatte der französische Staatsrat eine Entscheidung aus 2019 zurückgenommen, die ebendies seitdem untersagte. Nun dürfen zwischen dem 21. Dezember und dem 30. April wieder Bio-Gemüse aus beheizten Gewächshäusern vermarktet werden.
Die Reaktionen aus der Branche sind erwartungsgemäß gemischt: Während der Dachverband der Obst-, Gemüse- und Gartenbaugenossenschaften, Felcoop, ebenso wie die Vereinigung der Gemüseproduzenten (Légumes de France) die Entscheidung begrüßten, um die Wettbewerbsfähigkeit französischer Erzeuger insbesondere in einem Moment zu stärken, wo die Bio-Branche mit schwächelnden Zahlen zu kämpfen hat - 2022 gaben die französischen Verbraucher 5,1 % weniger für Biolebensmittel als im Vorjahr aus - sind die Vertreter aus dem ökologischen Anbau deutlich weniger enthusiastisch.
Sommergemüse im Winter ist passé
Die Verbände FNAB, Synabio, FOREBio und Synadis “bedauern” diesen Rückschritt bei den Anforderungen der Bio-Richtlinien, heißt es vergangene Woche in einer Mitteilung des Bio-Anbauverbandes FNAB. “Die Achtung der natürlichen Kreisläufe ist und war schon immer eines der wichtigsten Prinzipien der biologischen Landwirtschaft. Biologisch zu produzieren bedeutet auch, mit den Jahreszeiten zu arbeiten”, betont der Verband. FNAB-Präsident Philippe Camburet, Präsident der FNAB, dazu: “Biologisch zu produzieren bedeutet auch, die Jahreszeiten zu respektieren, das ist eine Frage des gesunden Menschenverstandes. Wir sind davon überzeugt, dass das Beheizen von Gewächshäusern im Winter, um Sommergemüse zu produzieren, eine Praxis der Vergangenheit ist. Auch in der Landwirtschaft liegt die Zukunft in der Genügsamkeit.”
Clément Aribaud, O+G-Referent bei FOREBio, fügt hinzu: “In den Erzeugergemeinschaften, die FOREBio angehören, werden keine beheizten Gewächshäuser verwendet, um die CO2-Bilanz der Bio-Gemüseproduktion nicht zu verschlechtern.” Man setze darauf, dass sich die Regionen im Süden und Norden des Landes bei der Produktion ergänzten. Wie der FNAB mitteilt, wollen Tausende von Bio-Landwirtinnen und Landwirten, die den jeweiligen Vereinigungen angehören, trotz neuer Erlaubnis nicht auf die Beheizung der Gewächshäuser zur Produktion von Sommergemüse im Winter zurückgreifen. Man werde “diese Praktiken weiterhin anprangern, solange sie existieren”, heißt es. Diese Entscheidung zeige auch, dass “kein Sieg sicher ist” und, “dass der Kampf für den Wandel in der Landwirtschaft langfristig gewonnen werden muss”, so die Mitteilung des FNAB abschließend.