Manch einer wird die Nachricht in unterschiedlichen Medien in den vergangenen Wochen zur Kenntnis genommen haben: Die Einzelhandelskette “Les Mousquetaires”, zu denen die großen Supermärkte Intermarché (1.800 Filialen in Frankreich) genauso zählen wie der Discounter Netto (400 Filialen in Frankreich), hat angekündigt, im Dezember und Januar weder importierte Erdbeeren noch Kirschen zu verkaufen.
Wilco van den Berg kommentiert dazu auf LinkedIn, dass die Haupt-Importzeit Frankreichs für Kirschen und Erdbeeren ohnehin nicht im Winter liege, und beruft sich auf Eurostat: Demnach habe Frankreich im gesamten Jahr 2023 8.000 t Kirschen importiert, 85 % davon allerdings zwischen Mai und Juli. Die Zahlen beziehen sich auf das gesamte Land, so dass Intermarché/Netto für die verbleibenden 15 % zwischen August und April (96 t waren es im Dezember) auch nur zum Teil verantwortlich zeichnen. Auch bei Erdbeeren sei das Bild ähnlich: Von den 60.000 t Jahresmenge wurden 2023 1.080 t im Dezember, 1.850 t im Januar importiert. Wohlgemerkt: für ganz Frankreich. Das sei zwar immer noch eine Menge, doch weniger als die in manchen Medien fälschlicherweise genannten Jahresmengen - die Les Mousquetaires selbst wohlgemerkt auch gar nicht nennt.
Dennoch: ”Das ist eine Form von Greenwashing”, ist auf vilt.be zu lesen. Französische Bauern wären benachteiligt, verfolgten Ketten anderer Länder eine ähnliche Strategie und verböten französische Importe zu bestimmten Momenten des Jahres, heißt es dort weiter. “Wurde auch berechnet, in welchem Maße diese Aktion den französischen Erzeugern zugute kommt?”, fragt auch Wilco van den Berg am Ende seines Beitrags.
Mehr Fokus auf regionale, saisonale Ware
Nun, indirekt: Der Konzern gibt an, die Maßnahme auch zur Förderung der Regionalität nutzen zu wollen, um so freigewordene Plätze in den Regalen für lokale, saisonale Produkte einzusetzen. Bereits jetzt bestünden Partnerschaften mit 10.000 lokalen Produzenten in ganz Frankreich. Bis 2027 soll diese Zahl auf 20.000 Produzenten verdoppelt werden, die maximal 70 km von der nächsten Filiale entfernt wirtschaften. Damit wolle man das Einkommen der Landwirte durch den Wegfall von Zwischenhändlern erhöhen und unnötige Emissionen vermeiden, gibt Les Mousquetaires bekannt.
Als weitere Maßnahme sei geplant, die französische Landwirtschaft im ersten Quartal 2025 mit einem neuen Label zu unterstützen: Mit dem Siegel “Intermarché Terroir” sollen zu 100 % in Frankreich produzierte Frischwaren, also Gemüse, Obst oder Erzeugnisse aus der Viehzucht, gekennzeichnet werden.