Mit dem Fachtag zur Entwicklung der Kirschenbranche hatte das CTIFL, das branchenübergreifende technische Zentrum für Obst und Gemüse, in seiner Außenstelle in La Tapy Anfang Juli zahlreiche Expertinnen und Experten geladen, um Fortschritte und Herausforderungen im Anbau der Früchte zu besprechen.

Für die Kampagne 2024 wurde festgestellt, dass klimatische Schwankungen die Planungen durcheinandergebracht hatten, höhere Kilopreise den Konsum jedoch nicht eingebremst hätten, zudem hätten die starken Regenfälle auch die Grundwasserreserven wieder aufgefüllt. 

Kirschen

Image: Philippe Dufour | Interfel

CTIFL-Expertin Amandine Boubennec ging auf Beobachtungen zu einigen roten und zweifarbigen Kirschsorten aus der laufenden Saison ein: Bei roten Kirschen habe sich die selbstbefruchtende Sorte Sweet Aryana gut verhalten, nur wenige Früchte seien aufgeplatzt. Die Sorte ASF 0907TH, ebenfalls selbstfruchtbar, sei mit einem Ertrag von 17 t/ha am gleichmäßigsten ausgefallen. Bei den zweifarbigen Kirschen habe die Sorte Glen Blush mit 42 t/ha oder 30 kg pro Baum ein hervorragendes Ergebnis erzielt, die Sorte Rosalolam hingegen im Verbrauchertest überzeugt, so Boubennec.

Mikrowespe gegen die Kirschessigfliege

Schädlingsbekämpfung gehörte auch zur Tagesordnung, vor allem angesichts des steigenden Befalls durch die Kirschessigfliege, Drosophila suzukii. Adrien Le Navenant vom Forschungsinstitut Inrae stellte dazu den Teilnehmenden Fortschritte in der Forschung mit der Freisetzung der parasitoiden Schlupfwespe Ganaspis Kimorum vor. Geplant sei, diese an 38 Teststandorten in der Region Vaucluse durchzuführen, da ersten Laborergebnissen zufolge die Schlupfwespe effektiv und zielgerichtet Kirschessigfliegen in reifenden Früchten angreife und Schäden so begrenze. Nun werde man die Entwicklung der Schlupfwespe über mehrere Jahre hinweg verfolgen, um die Wirksamkeit der Strategie zu bewerten, so Le Navenant.

Prototyp aus dem “Michelin Innovation Lab”

Weiterhin standen Besuche in den Obstplantagen an, so dass sich die Teilnehmenden vor Ort ein Bild von diversen Insektenschutznetzen machen konnten, auch wurde ein Prototyp eines Schutznetzes aus dem “Michelin Innovation Lab” vorgestellt, bei dem die Ausbreitung und Öffnung der Netze mechanisch ablaufen soll. Wie dazu die Seite vegetable.fr berichtet, kam die Idee dazu, als Frost im Frühjahr 2021 große Schäden für die Obstproduzenten hervorrief. ”Da haben wir uns bei Michelin gefragt, wie wir ihnen helfen können. Eine Struktur, die sich öffnet und schließt, könnte eine gute Lösung sein”, wird dort Projektinitiator Adrien di Pasquale zitiert. In den vergangenen anderthalb Jahren habe man 1 Mio Euro in das Projekt investivert, nun seien die Prototypen in einer Testphase bei den Landwirten. Wenn alles gut laufe, sollen die Schutzsysteme, die neben Wetterunbilden auch vor Schädlingen schützen sollen, in drei Jahren Marktreife erlangt haben, heißt es dort.