Die südafrikanische Citrusbranche ist nicht nur entsetzt darüber, wie kurzfristig und mit augenscheinlich unwissenschaftlicher Begründung die EU die Einfuhrbestimmungen für ihre Produkte vor kurzem geändert hat. Führende Repräsentanten der Citruswirtschaft Südafrikas wie Deon Joubert oder Justin Chadwick kritisierten auch scharf, dass hunderttausenden Kartons hochwertiger und aus ihrer Sicht auch sicherer Citrusfrüchte der Verderb in den europäischen Häfen droht.
Ein viel zu kurzfristig erzielter Kompromiss hinsichtlich der Kälte-Nachbehandlung hatte die Situation für die bereits verschiffte Ware auch nicht mehr entzerren können. Der CGA-Vorsitzende Chadwick bezeichnete den Warenverderb als „vollständiges Desaster“ mit komplett unnötigen und drastischen Folgen für die südafrikanischen Erzeuger und Lieferanten. Folgen, die im Übrigen auch an den europäischen Importeuren nicht spurlos vorübergehen. Lieferverpflichtungen drohen zu platzen, ganz zu schweigen von einer nicht zu rechtfertigenden Vernichtung von Nahrungsmitteln. Das hatte auch der Deutsche Fruchthandelsverband (DFHV) kritisiert. Deon Joubert, einer der führenden südafrikanischen Citrusexperten, zeigte sich am 8. August in einem Interview mit dem Radiosender ‚Cape Talk‘ sehr besorgt darüber, dass die positive Entwicklung der ländlichen Regionen in Südafrika, die in hohem Maße von der Citruswirtschaft des Landes profitieren, wieder zurückgeworfen werden könnten. Viele tausend Arbeitsplätze hängen bekanntlich davon ab. Joubert betonte in dem Radio-Interview gleichzeitig, dass Südafrika sein Qualitäts- und Risikomanagement seit langem bestens im Griff habe und vermutet, dass der Schritt der EU in erster Linie politisch und handelspolitisch motiviert sei. Seit langem steht bekanntlich der Vorwurf eines von einigen EU-Mitgliedsländern forcierten Protektionismus im Raum.
Aus gut informierten Kreisen war zu hören, dass sich die Situation in den Häfen zusätzlich auch aufgrund einer teils willkürlichen Haltung und Interpretation der Papiere durch die Kontrollstellen sowie einer mangelnden Kommunikation zwischen den zuständigen Behörden verschärft habe. Auch Südafrika, so war zu hören, sei nicht ganz unbeteiligt daran gewesen, dass sich der Konflikt aufschaukelte. Nachdem die für die Ausstellung der Zolldokumente zuständigen Stellen in Südafrika erfahren hatten, in welch kurzer Zeit sie die sehr zeitintensiven Prozesse umstellen müssen, hätten diese auch ‚auf stur‘ geschaltet.
m.s.