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Die große Ernte 2017 wird nicht vollständig zu vermarkten sein. Überschüsse wandern ins Futter oder in die Biogasanlage. 2018 sollten etwas weniger Kartoffeln angebaut werden, wobei der Megatrend Regionalität die Regionen dafür bestimmt. Dies berichtet Christoph Hambloch von der AMI.

Weiter heißt es: Die beiden Vorjahre habe gezeigt, dass der Kartoffelbedarf in Deutschland irgendwo zwischen 11,5 und knapp 12 Mio t liegt. Neben der eigenen Ernte wird er durch Importe von frischen Kartoffeln und durch Produktimporte gedeckt. Im aktuellen Wirtschaftsjahr ist angesichts der niedrigen Preise vor allem ein Rückgang bei den Frischimporten zu erwarten. Dagegen sind die Liefermengen von Produkten zum Teil längerfristig vereinbart. Vermutlich wird der Produktimport diese Saison ähnlich groß wie 2016/17 ausfallen.

Der Kartoffelexport könnte theoretisch einen Teil der diesjährigen Übermenge aufnehmen. Vermutlich wird das aber nur in Ausnahmefällen gelingen. So kann sich der steigende Absatz von Pommes frites am Weltmarkt wohl fortsetzen. Bei frischen Kartoffeln wird es viel schwieriger. Im Vorjahr flossen 200.000 t mehr als 2015/16 ins Ausland, weil dort vor allem Verarbeitungsrohstoff aus recht kleinen Ernten nicht zur Verfügung stand. Das ist dieses Jahr anders. Die Kunden sind teils so umfangreich mit Vertragsware von vor Ort eingedeckt, dass sie vielleicht sogar weniger als vor zwei Jahren benötigen. Speisekartoffeln, die vor allem nach Italien und Südosteuropa fließen, stehen 2017/18 in kräftigem Wettbewerb mit Frankreich.

Steigender Frischkartoffelverbrauch

In der Verwendungsbilanz der Kartoffelernte 2017/18 kann wohl ein höherer Anteil an frischen Speisekartoffeln verbucht werden. Diese Saison wird davon geprägt sein, dass mit frischen Speisekartoffeln sehr großzügig umgegangen wird und auch einige Qualitätsbürden zu tragen sind. Der von der BLE ausgewiesen Pro-Kopf-Verbrauch entstammt einer Hoftor-Bilanz. Alles, was auf dem Vermarktungsweg noch verloren geht, ist mit enthalten. Zusätzlich scheint aber auch der Einkauf der privaten Haushalte in dieser Saison zu steigen.
Der Verbrauch von Kartoffelprodukten schwankt von Jahr zu Jahr, da er nur über die Herstellung von Kartoffelprodukten und das Saldo vom Außenhandel annäherungsweise bestimmt werden kann. Fest steht aber, dass er seinen Höhepunkt in der Summe schon im vergangenen Jahrzehnt erreicht hatte. Einige Produkte, wie Kartoffelchips, legten aber auch in den vergangenen Jahren noch zu, auch beim Pro-Kopf-Verbrauch. Dem Gesamtbedarf kommt eine gewisse Bevölkerungszunahme noch zu Gute.

Zu guter Letzt müssen ein paar Kartoffeln übrigbleiben, um sie 2018 wieder in die Ernte zu stecken. Es sollten weniger als 2017 sein. Wenn Ernte und Importe 2017/18 auf alle möglichen Verwendungen aufgeteilt sind, verbleibt noch ein ziemlich großer Rest. Einiges geht immer aus Qualitätsgründen in den Futtersektor oder wird Biogasanlagen zugeführt. 400.000 t dürften dafür ausreichen. In dieser Saison bleiben aber wohl 900.000 t übrig. 500.000 t Kartoffeln wurden 2017 also völlig umsonst geerntet. Das schadet allen Beteiligten, die sich für 2018 auf eine Anbaueinschränkung vor allem in den Überschussgebieten verständigen sollten. Da der Markt im Frischesegment Regionalität verlangt, müssen darüber hinaus vielleicht sogar einige Kartoffeln woanders produziert werden als bisher.

Christoph Hambloch, AMI