Obwohl sich der jahrelange Bio-Boom verlangsamt hat, hat der Ökolandbau im Vergleich zum Vorjahr an Fläche gewonnen, wie die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) mitteilt. Fast 163.000 ha werden in Niedersachsen laut Antragsdatenbank mittlerweile ökologisch bewirtschaftet. Das entspricht 6,4 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche.
Zahlen und Statistiken im ökologischen Landbau können auf zwei Arten ermittelt werden: Zum einen über die gestellten Agraranträge – diese Zahlen werden in der Regel vom statistischen Landesamt genutzt. Zum anderen über eine aktive Meldung der Ökobetriebe und Ökoflächen über die privaten Bio-Kontrollstellen an das LAVES, der in Niedersachsen zuständige Öko-Kontrollbehörde – diese Zahlen werden von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ausgewertet und jeweils ca. Mitte des Jahres für das Vorjahr veröffentlicht.
Die offizielle Ökofläche für Niedersachsen liegt laut BLE aktuell bei 5,8 % (Stand 31. Dezember 2022). „Ein Vorteil dieser Erhebung ist, dass bei der Flächenerhebung nur zertifizierte Bioflächen berücksichtigt werden. Sie ist also relativ genau“, erklärt Dr. Alexandra Wichura, bei der LWK Leiterin des Fachbereichs Ökologischer Landbau. „Ein Nachteil ist aber: Man erhält die Zahlen immer erst ein halbes Jahr später. Um einen Einblick auf die aktuelle Lage im jetzigen Jahr zu erhalten, bietet sich also der Blick auf die Agraranträge an.“
Da die Anträge nach der Antragsstellung geändert und auch zurückgezogen werden können, zeigt eine Auswertung im laufenden Jahr nicht den IST-Zustand, sondern vielmehr die von den Betrieben zur Antragstellung beabsichtigte Entwicklung. Zudem können die Zahlen variieren, je nachdem wann die Antragszahlen aus der Datenbank abgerufen wurden. In der Regel passen die über das LAVES erhobene Ökofläche und die beantragten Agrarflächen allerdings gut zusammen. Ein Vergleich der vergangenen zwei Jahre zeigt, dass über die Antragsfläche die reale Fläche eher unter- als überschätzt wird.
Die bisher in diesem Jahr zur Förderung beantragte Öko-Anbaufläche von 162.927 ha entspricht im Vergleich zur offiziellen Ökofläche aus 2022 einer Steigerung um 15.000 ha (2022: 147.931 ha; 2021: 143.024 ha; Quelle: BLE). „Der positive Trend der vergangenen Jahre ist damit ungebrochen“, sagt Wichura. Vor allem extensiv wirtschaftende Betriebe scheinen derzeit umzustellen, wie das Team der Umstellungsberatung der LWK festgestellt hat. Die Umstellungsbereitschaft bei Marktfruchtbetrieben scheint dagegen sehr verhalten.
Mit 11.958 ha befindet sich die größte ökologische Anbaufläche im Landkreis Lüchow-Dannenberg. 20 % der landwirtschaftlichen Fläche im Landkreis wird ökologisch bewirtschaftet. Dies entspricht 7,3 % der ökologischen Fläche von ganz Niedersachsen. Auch der angrenzende Landkreis Lüneburg sowie der Heidekreis können mehr als 16 % bzw. mehr als 14 % ökologische Anbaufläche in ihren Landkreis-Gebieten vorweisen. Das größte absolute Wachstum im Vergleich zu 2022 zeigt sich im Landkreis Diepholz mit 2.314 ha. Das größte relative Wachstum hingegen mit über 900 % ist in Salzgitter zu verzeichnen. Dies entspricht einem Zuwachs von 606 ha. Um 175 ha ist laut Agraranträgen die ökologische Anbaufläche in Holzminden gesunken, was einem Minus von 10 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. „Trotz aller Vorläufigkeit der Antragszahlen zu diesem Zeitpunkt ist die Auswertung für die inhaltliche Ausrichtung unserer Arbeit eine wichtige Grundlage“, führt Wichura weiter aus.