Internationale Krisen prägten 2022 den Seegüterumschlag im Hamburger Hafen. Die Hamburger Terminals schlugen so 119,9 Mio t an Seegütern um. Das entspricht einem Minus von 6,8 % im Vergleich zum Vorjahr, teilt Hafen Hamburg Marketing mit.
„Der Krieg in der Ukraine mit den damit verbundenen Sanktionen gegenüber Russland und auch die weltweiten Probleme in den Lieferketten aufgrund der Corona-Pandemie wirkten sich im Jahresverlauf auf den Umschlag des Hamburger Hafens aus. Hinzu kamen zu Beginn der zweiten Jahreshälfte Arbeitskämpfe im Hafen und im Verlauf des Herbstes eine sehr hohe Inflation, die die Kauflaune der Konsumenten auf einen Tiefpunkt fallen ließ“, erläutert Axel Mattern, Vorstand bei Hafen Hamburg Marketing e.V.
Während es im vergangenen Jahr rückläufige Zahlen beim Umschlag mit Massengut gab, ist der Hamburger Hafen dabei, sich auf neue Produkte und Mengen vorzubereiten. Die Transformation zu einem modernen Energie-Hub hat bereits begonnen. „Im Februar 2022 haben wir eine Vereinbarung mit Air Products, dem weltgrößten Wasserstoffproduzenten, unterzeichnet, um Möglichkeiten für den Aufbau einer umfassenden Wasserstoff-Wertschöpfungskette im gesamten Hamburger Hafen zu erkunden. Im November gaben Air Products und Mabanaft bekannt, dass im Hamburger Hafen auf dem Gelände der Oiltanking Deutschland, Deutschlands erstes großes Importterminal für grünen Wasserstoff entstehen soll. Der Hamburger Hafen nimmt damit beim Wasserstoff-Import eine Vorreiterrolle ein und trägt dazu bei, die Versorgung Deutschlands zu sichern“, sagt Friedrich Stuhrmann, CCO bei der Hamburg Port Authority (HPA). Gleichzeitig sei die HPA mit dem Bau von Landstromanlagen sowohl an den Kreuzfahrt- als auch an den Containerterminals auf einem guten Weg zu einem klimaneutralen Hafen, ergänzte Stuhrmann.
Im Hamburger Hafen gingen im vergangenen Jahr 8,3 Mio TEU (Twenty-foot Equivalent Unit) über die Kaikanten. Das entspricht einem Minus von 5,1 % im Vergleich zum Vorjahr. Bei einem Vergleich der Quartale fällt auf, dass sich der Umschlag von Containern bis zum Halbjahr positiv entwickelte. Im zweiten Halbjahr und insbesondere im 4. Quartal (-12,3 %) ging der Umschlag jedoch stark zurück. „Normalerweise sehen wir im letzten Quartal eines Jahres aufgrund des nahen Weihnachtsfests einen Anstieg der Umschlagzahlen. Das blieb im vergangenen Jahr aus. Die Gründe dafür waren vor allem die gestiegenen Energiekosten und hohe Lagerbestände der Industrie“, erläutert Mattern. Entsprechend wies der Import von See-Containern mit 4,2 Mio TEU ein Minus von 6,1 % auf. Im Vergleich dazu wurden 2022 4,1 Mio TEU exportiert. Das entspricht einem Minus von 4,1 % im Vergleich zum Vorjahr.
Schiffe der sogenannten Megamax-Klasse mit über 18.000 TEU haben Hamburg im vergangenen Jahr insgesamt 234 mal angelaufen. Damit stieg die Zahl um sechs Prozent. „Die zunehmende Zahl der Megamax-Containerschiffe zeigt eindeutig, dass die Fahrrinnenanpassung auch mit einer vorübergehend verminderten Tiefe weiter angenommen wird. Die Reedereien haben sich schnell an die neuen Bedingungen angepasst“, sagt Mattern. So legten auch die Anläufe der zweitgrößten Kategorie zwischen 14.000 und 17.999 TEU um fünf Prozent zu. In der Schiffsgrößenklasse zwischen 10.000 und 13.999 TEU gingen die Anläufe jedoch um 16,6 % zurück. So entstand bei Großcontainerschiffen insgesamt ein Rückgang von 1,2 % auf 486 Anläufe.
Die Anläufe von mittelgroßen Containerschiffen mit Kapazitäten zwischen 8.000 und 9.999 TEU (Very-Large-Container-Ships) nahmen um elf Prozent zu. Nur kleinere Containerschiffe und Feeder kamen insbesondere im zweiten Halbjahr seltener in den Hafen.
Bei einer genaueren Betrachtung des Containerumschlags zeigt sich, dass die Transhipmentverkehre zu über 90 % für deren Rückgang verantwortlich waren. So fiel der Umschlag um 12,1 % auf 2,9 Mio TEU. Die Hinterlandverkehre blieben hingegen fast stabil. Die Menge an TEU fiel hier lediglich um 0,9 % auf 5,4 Mio TEU. Im Modal Split der Hinterlandverkehre kann die Bahn ihre führende Position halten. So gingen noch immer mehr als die Hälfte aller Container über die Schiene. Mit 50,5 % (-1 Prozentpunkt) ist das Gesamtergebnis zwar leicht rückläufig. Die Schiene bleibt aber mit 2,7 Mio TEU wichtigster Verkehrsträger für das Hinterland. Trotz des Rückgangs um 2,8 % erreichte die Bahn in diesem Segment das zweitbeste Jahresergebnis ihrer Geschichte. Bei einem Blick auf die Tonnage im Modal Split der Hinterlandverkehre legt die Bahn sogar um 1,1 Prozentpunkte zu und transportierte 53,9 % der Güter. Mit 47,3 Mio t war es das drittbeste Ergebnis nach 2021 und 2019.