Die Verbraucherorganisation foodwatch hat den großen deutschen Supermarktketten beim Umweltschutz Greenwashing vorgeworfen. Aldi, Rewe & Co. täten zu wenig, um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bei der Produktion von Getreide, Obst und Gemüse zu reduzieren, so foodwatch.

Pflanzenschutzmittel

Pflanzenschutzmittel

Image: Kara/AdobeStock

Die meisten Supermärkte hätten weder eine kohärente Strategie zur Pflanzenschutzmittelreduktion noch wüssten sie genau, wie viele und welche Pflanzengifte ihre Zulieferer einsetzten. Das zeige ein von der Verbraucherorganisation veröffentlichtes Ranking von Handelsketten in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. foodwatch forderte die Unternehmen auf, nur noch pflanzenschutzmittelfrei produzierte Getreideprodukte wie Brot, Müsli und Backwaren anzubieten.

 “Mit Nachhaltigkeitssiegeln und grünen Werbeplakaten gaukeln Aldi, Rewe & Co. Verbraucher:innen vor, ihnen würde der Umweltschutz besonders am Herzen liegen. Doch auf den Feldern werden nach wie vor hochgiftige Pflanzengifte versprüht, mit gravierenden Folgen für die Umwelt, Klima und Artenvielfalt”, erklärte Annemarie Botzki von foodwatch. “Es reicht nicht aus, hübsche Plakate aufzuhängen und ein paar Bio-Produkte anzubieten. Aldi, Rewe & Co. müssen endlich ernst machen und den Einsatz von Pflanzengiften reduzieren - insbesondere auf den riesigen Getreideanbauflächen.”

Für das Supermarkt-Ranking hatte foodwatch Handelsketten in der EU nach Strategien und Maßnahmen zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln in deren Lebensmittelproduktion befragt. Im Länder-Vergleich rangieren die meisten deutschen Supermärkte im Mittelfeld. Zwar hätten einige Supermärkte, darunter Edeka, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln beim Anbau von Obst und Gemüse als Problem erkannt. Doch die Reduktionsstrategien der Unternehmen zielten vornehmlich darauf ab, lediglich die Pflanzenschutzmittelrückstände in den Endprodukten zu reduzieren, nicht jedoch den Gebrauch von Ackergiften schon beim Anbau insgesamt zu senken. Zudem werde der massive Einsatz von Pflanzengiften in der Getreideproduktion kaum beachtet, kritisierte foodwatch. Dabei entfielen auf Weizen und Gerste etwa 45 % des Pflanzenschutzmitteleinsatzes in Deutschland. Wenn die Supermärkte ihre Marktmacht nutzen würden und nur noch pflanzenschutzmittelfreie Getreideprodukte verkauften, würde das den Pflanzenschutzmitteleinsatz in Deutschland auf einen Schlag deutlich reduzieren, so foodwatch. Laut einem jüngsten foodwatch-Bericht sei etwa ein Drittel der Getreideprodukte in Europa mit Pestizidrückständen belastet.

Gewinner des Rankings sei die Schweizer Handelskette Migros. In jeder Getreidekategorie - zum Beispiel Brot, Müsli und Backwaren - biete der Supermarkt schon jetzt pflanzenschutzmittelfreie Produkte an. Dafür unterstütze das Unternehmen Landwirte bei der Umstellung von konventionellem auf pflanzenschutzmittelfreien Anbau. Bis spätestens 2030 will Migros ausschließlich Produkte anbieten, die ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln hergestellt wurden.  “Das Beispiel Migros zeigt: Ein pflanzenschutzmittelfreier Supermarkt ist keine absurde Utopie. Die Instrumente liegen auf den Tisch”, sagte Annemarie Botzki.

foodwatch begrüße zwar die Strategie vieler Supermärkte, mehr Bio-Produkte in ihr Sortiment aufzunehmen. Bei der Handelskette tegut… z.B. liege der Bio-Anteil bei Backwaren mittlerweile bei mehr als 40 %. Das allein reiche aber nicht aus. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten in allen Preissegmenten Produkte finden können, die ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erzeugt wurden. Nur auf diese Weise könne eine gesunde Ernährung gewährleistet und ein wirksamer Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt und zum Schutz des Grundwassers geleistet werden, so foodwatch.