Nach einem durchschnittlich milden Winter und Stürmen haben die Kulturen die Spätfröste dank der Folientunnel, Vliesabdeckungen und der Frostschutzbewässerung im Freiland bisher gut überstanden. Während die Ernte in Süddeutschland nach und nach in den Hochtunneln startet, setzt sie in den kühleren Regionen Deutschlands etwas später ein, so der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e.V. (VSSE).
„Die Frostschutzmaßnahmen sind durch den sehr engagierten Einsatz der Anbauer gut verlaufen, die Schäden sind bisher gering ausgefallen. Wir werden ausreichend Erntehelfer für die Ernte haben und freuen uns auf einen guten Start in die Saison mit vollem Genuss heimischer Erdbeeren“, erklärt Simon Schumacher, Vorstandssprecher des VSSE.
„Die Stürme haben den Anbauern das Leben schwer gemacht. Wegen dieser und der Spätfröste mussten sie großen Einsatz leisten. In den verfrühten Freilandbeständen gab es auf sehr geringer Fläche Frostschäden. Da das Wetter im März sehr wechselhaft war, sind die Erdbeerpflanzenbestände sehr uneinheitlich. Der Erntebeginn wird früh um den 20. April sein“, erklärt Katrin Hetebrügge, Erdbeeranbauberaterin in Südhessen.
„Zugedeckt sind die Erdbeerpflanzen in den Tunneln gut durch die kalten Nächte gekommen. Die kühleren und dunkleren Tage haben das Wachstum zwar etwas ausgebremst, aber wir haben keinen Zeitverzug dadurch. Ab dem 20./22. April rechnen wir mit der Erdbeerernte“, resümiert Christof Steegmüller, Erdbeeranbauberater in Baden-Württemberg und in der Pfalz.
Für Westdeutschland hat Erdbeeranbauberater Ludger Linnemannstöns aus Nordrhein-Westfalen folgende Prognose: „Wir werden in Nordrhein-Westfalen in der letzten Aprilwoche mit der Erdbeerernte in den Hochtunneln beginnen können. In der ersten Maiwoche wird dann die richtige Marktbelieferung stattfinden. Im Freiland stehen die Erdbeerpflanzen kurz vor der Blüte. Hier rechnen wir in der letzten Maiwoche mit dem Erntebeginn.“
Aus Norddeutschland Erdbeeranbauberater berichtet Tilman Keller: „Die Erdbeerpflanzen zeigen keine sichtbaren Schäden. Auch gab es keine Ausfälle durch die Fröste. Durch den März mit viel Sonnenschein konnte man gute Verfrühungseffekte erzielen. Die zeitliche Spreizung zwischen den frühen, mittleren und späten Erdbeerkulturen ist gut. Augenblicklich gibt es zwischen dem Süden und den Norden die typischen Vegetationsunterschiede, d.h. die Ernte wird in Norddeutschland zwei bis drei Wochen später beginnen.“
Das Marktvolumen für Erdbeeren in Deutschland ist laut in der Pandemiezeit um 9 % auf 253.000 t gesunken. Dabei ist die Inlandsproduktion von rund 152.000 t (2020) auf rund 131.000 t in 2021 gesunken. Die Netto-Importe (Erdbeer-Importe abzüglich der Erdbeer-Exporte) sind von 126.000 t auf 122.000 t gesunken, was z.B. an der Schlechtwetterphase in Südeuropa lag. Damit ist der Selbstversorgungsgrad bei Erdbeeren, d.h. Erdbeeren die in Deutschland produziert und verzehrt werden, von 55 % auf 57 % gestiegen. Die Saisonalität konnte bei Erdbeeren erhalten werden: 79 % der Haushalte kauften 2021 Erdbeeren in der Hauptsaison von April bis Juli. 2021 hat ein Haushalt durchschnittlich 4,2 kg Erdbeeren gekauft, das ist eine 3/4 gefüllte 500 g-Erdbeerschale (knapp 9 %) weniger als im Jahr zuvor. Dies ist vor allem auf den verregneten Sommer mit abruptem Ende der Hauptsaison zurückzuführen. Durch den Anstieg der Produktionskosten sind 2022 auch bei den Erdbeeren etwas höhere Preise zu erwarten.