Aufgrund der hohen Temperaturen und den nachfolgenden starken Niederschlägen endet die Erdbeerhaupternte in Süddeutschland bereits Ende Juni. Auch in Mitteldeutschland sind die Erdbeermengen deutlich rückläufig. In Norddeutschland ist man noch mitten in der Erdbeerhaupternte, so der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e.V. (VSSE).
„Die Frühsaison verlief in Süd- und Mitteldeutschland nicht zufriedenstellend. Im Lebensmitteleinzelhandel waren die Erzeugerpreise streckenweise kaum auskömmlich, je nach Region lief die Direktvermarktung aber ganz gut, so dass wir insgesamt auf eine durchwachsene Erdbeersaison zurückblicken. Große Sorge bereiten uns allerdings die stark steigenden Produktionskosten, die 2023 nochmals einen Sprung nach oben machen werden, und die Tatsache, dass sich die entsprechenden Erzeugerpreise bereits in diesem Jahr nicht durchsetzen ließen“, erklärte Simon Schumacher, Vorstandssprecher des VSSE. „In Bezug auf die Erntemenge und Fruchtqualität war es ein gutes Jahr. Mit wenigen Ausnahmen wie bspw. Pfingsten war allerdings der Absatz verhaltener als gewünscht. In der Direktvermarktung sind die Preise stabil geblieben. Einen richtigen Rückgang an Erdbeeranbauflächen wird es nicht geben, aber bei einigen Betrieben Korrekturen in der Vermarktung: weniger Belieferung der Erzeugergenossenschaften zugunsten einer Konzentration auf die Direktvermarktung“, bilanzierte Katrin Hetebrügge, Erdbeeranbauberaterin in Südhessen. Bereits in der zweiten Maiwoche fielen die Verbraucherpreise unter den langjährigen Durchschnittspreis und erholten sich erst wieder ab der 25. Kalenderwoche (Mitte/Ende Juni), was sicherlich auch an der rückläufigen Erdbeererntemenge lag. Laut der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) fielen zwei Drittel der Werbeimpulse durch den Lebensmitteleinzelhandel auf Importerdbeeren. „Es gab schon immer Jahre, in denen lange Importerdbeeren neben den heimischen Erdbeeren in den Regalen lagen, aber dieses Jahr war die Konkurrenzsituation stärker“, betonte Eva Würtenberger, AMI-Erdbeermarkt-Expertin. Auch in Mitteldeutschland wirkte sich die Strategie des Lebensmitteleinzelhandels nachhaltig negativ aus. „Die Frühsaison war für die Betriebe nicht zufriedenstellend, da die Preise sehr schnell zurückgenommen werden mussten, weil der Handel bis Ende Mai Importware in den Regalen hatte. Der Absatz war sehr unterschiedlich. Reine Freilandbetriebe sind meist nicht ganz unzufrieden mit der Saison. Allerdings sind viele Produzenten sehr verunsichert, was die Entscheidungen für die kommende Saison, die jetzt anstehen, betrifft. Insbesondere bereitet ihnen die Einführung des höheren Mindestlohns große Sorgen. Tendenziell werden Erdbeeranbauflächen reduziert werden“, resümierte Ludger Linnemannstöns, Erdbeeranbauberater in Nordrhein-Westfalen. Im Norden geht die Saison nocht weiter. „Wir sind gerade noch mitten in der Erdbeerernte. Bisher ist die Direktvermarktung nicht schlecht gelaufen. Da wir im Norden aufgrund der sehr kalten Nächte später mit der Erdbeerernte dran sind, hat das Preistief im Mai die Erzeuger nicht so getroffen wie im Süden. Diese Erdbeersaison kann eine gute für Norddeutschland werden“, erklärte Tilman Keller, Erdbeeranbauberater für Niedersachsen und Schleswig-Holstein.