Der Fall Tönnies zieht weite Kreise – und nicht nur die Fleischindustrie steht aktuell in der Kritik: Bundesminister Hubertus Heil und Olaf Scholz unterstellen der handarbeitsintensiven Landwirtschaft Missstände wie in der Fleischwirtschaft.
So heißt es in einem Schreiben: „Bei der Einhaltung der Grundsätze des Arbeitsschutzes sind jedoch teils erhebliche Probleme in Betrieben der Fleischwirtschaft und bei der landwirtschaftlichen Saisonbeschäftigung bekannt geworden. Dies dürfte nicht zuletzt auf die häufig prekäre Unterbringungs- und Transportsituation der ausländischen Beschäftigten und die Hygienebedingungen in den Betrieben zurückzuführen sein. Hinzu kommt, dass die Bereiche Fleischwirtschaft und landwirtschaftliche Saisonbeschäftigung besonders anfällig für Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung sind (…).“
Der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e.V. (VSSE) hat sich nun als erster zu den unterschwelligen Vorwürfen zu Wort gemeldet und die Minister aufs Schärfste kritisiert. „Wir sind empört darüber, wie man so undifferenziert und unsachlich vorgehen kann. In vielen Punkten widersprechen die Fakten den geäußerten Unterstellungen. Mit diesem Schreiben bringen die Minister den Anbauern nicht nur Geringschätzung entgegen, sondern diffamiert sie darüber hinaus noch. Das können und wollen wir nicht so stehen lassen. Deswegen haben wir die Bundesminister angeschrieben, um dies richtigzustellen“, so Simon Schumacher, Vorstandssprecher des VSSE, der eine bundesweite Statistik des Zolls für das Jahr 2019 zur Häufigkeit von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten in Bezug auf die Anmeldungen bei der Sozialversicherung, Sozialleistungen und Mindestlohn in der Landwirtschaft zitiert. „Bei den eingeleiteten Strafverfahren lag der Anteil bei 1,07 % und bei den eingeleiteten Ordnungswidrigkeitenverfahren bei 0,59 %. Sie kommen also sehr selten vor!“