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Am 30. Oktober wird sich der Nationalrat im Rahmen zweier Standesinitiativen und einer Motion mit dem Thema Einkaufstourismus befassen, der während des Lockdowns im Frühjahr verboten war. Die Großverteiler und Hofläden wurden mit Anfragen überrannt, so der Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP), Produktion und Handel schafften es unter großem Arbeitseinsatz die Versorgung jederzeit zu gewähren.

Mit einiger Ernüchterung habe die Branche wahrgenommen, dass nur wenige Wochen nach der erneuten Grenzöffnung das Phänomen wieder ähnlich stark ausgeprägt war, erklärte der VSGP. Gemäß Einschätzungen der Credit Suisse auf Basis von Debitkarten-Transaktionen wird das Ausmaß des Einkaufstourismus auf ungefähr 8 Mrd CHF pro Jahr (2019) beziffert. Eine Umfrage im Auftrag der Agro Marketing Suisse AMS ergaben 2020, dass mehr als ein Fünftel der Befragten mindestens ab und zu im Ausland einkaufen und dafür durchschnittlich mehr als 40 Minuten Fahrzeit auf sich nehmen.

Motivation für den Einkauf auf der anderen Seite der Grenze ist der Preisunterschied. Eine Studie der Hochschule St. Gallen HSG zeigt auf, dass selbst im Falle eines Freihandels die Produktionskosten für Schweizer Obst, Gemüse und Kartoffeln nicht gesenkt werden könnten und auch der Handel seine Dienstleistungen nicht markant vergünstigen könnte. Bei den untersuchten Produkten - Äpfel, Lagerkarotten, Rispentomaten und Kartoffeln - machen Strukturkosten, d.h. Kosten für Gebäude, Maschinen und Land, jeweils mindestens 30 % des Aufwands aus. Der Anteil der Arbeitskosten reiche von 16 % (Lagerkarotten) bis 49 % (Äpfel), heißt es weiter. Weder die Struktur- noch die Arbeitskosten können auf das Preisniveau im grenznahen Ausland gesenkt werden und würden gemäß der Studie selbst bei einem Agrarfreihandelsabkommen nicht sinken. Laut VSGP sei es unmöglich, dass Schweizer Produzenten und Großhändler die Kosten bei zentralen Produktionsfaktoren entscheidend senken können.

Es stelle sich daher die Frage, wie die einheimische Wertschöpfungskette gegenüber dem Preisdruck im und aus dem Ausland gestärkt werden könne. Der Grenzschutz sei in diesem Zusammenhang ein wirksames Instrument, entfalte beim Einkaufstourismus aber keinerlei Wirkung. Hier wäre es notwendig, die wertmäßige Freigrenze im Reiseverkehr für Lebensmittel so zu reduzieren, dass der Wocheneinkauf in der Schweiz attraktiv bleibt – z.B. auf 50 CHF pro Person und Tag. Gleiches müsste für die Mehrwertsteuer-Befreiung gelten. Mit Blick auf den zunehmenden Onlinehandel sollte die Chance nicht verpasst werden, auch hier die Grundlagen für einen Schutz der einheimischen Land- und Ernährungswirtschaft zu legen, so der VSGP abschließend.