Nach einer herausfordernden Saison 2022/23, in der mehrere Unwägbarkeiten den Apfelmarkt beeinflussten, deuten die Vorzeichen derzeit auf einen positiven Saisonstart hin, wie auch auf der Prognosfruit in Trient bekanntgegeben wurde. Der Verband der Südtiroler Obstgenossenschaften (VOG) blickt auf jeden Fall optimistisch auf die bevorstehende Vermarktungssaison.
Für diese Saison wird auf europäischer Ebene mit rund 11,4 Mio t eine etwas kleinere Apfelernte als im Vorjahr erwartet. Allerdings müssten auch diese Daten erst analysiert weren, befand VOG-Direktor Walter Pardatscher, und reine Mengen diskutiere man ohnehin nicht: ”Im Austausch mit unseren Handelspartnern geht unser Blick weit über die verfügbaren Mengen hinaus. Gemeinsam mit unseren Kunden wollen wir das Obstregal so gestalten, dass Konsumenten das ganze Jahr über den passenden Apfel finden, der sie begeistert“, erklärte er.
Nachdem 2022 europaweit knapp 11,8 Mio t Äpfel geerntet wurden, gebe die diesjährige Ernteschätzung Anlass, optimistisch auf den Saisonstart zu blicken. Im VOG-Gebiet sei mit einer qualitativ hochwertigen Ernte zu rechnen. „Hinzu kommt, dass die Bestände relativ leergeräumt sind. Deshalb gehen wir von einem aufnahmefähigen Apfelmarkt aus. Die größte Herausforderung derzeit ist und bleibt der Apfelkonsum: Eine hohe Nachfrage ist nämlich die Voraussetzung, um höhere Preise zu erzielen und die gestiegenen Kosten auf Produzentenseite damit abzufedern“, fuhr Pardatscher fort.
Etablierte und entwickelnde Märkte im Fokus
Auch VOG-Verkaufsleiter Klaus Hölzl sprach von einer „grundsätzlich vielversprechenden“ Ausgangssituation: „In Italien wird mit einer Erntemenge von rund 2,1 Mio t gerechnet. Damit liegt die Schätzung im Schnitt der letzten Jahre. Frankreich und Spanien melden zwar eine etwas größere Ernte, aber Deutschland und die Benelux-Länder prognostizieren geringere Mengen. Da in mehreren wichtigen europäischen Exportmärkten das lokale Angebot begrenzt ist, dürfte mehr Platz für italienische Äpfel bleiben.“ Es sei aber wichtig, möglichst viele verschiedene Märkte zu beliefern und auch im Export außerhalb Europas weiter zu wachsen.
„Wir sind in einer Vielzahl von Märkten präsent. Das ist ein entscheidender Vorteil und nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass wir zu jeder Jahreszeit den richtigen Apfel anbieten“, erklärt VOG-Marketingleiter Hannes Tauber. „Unser Sortiment ist in seiner Breite einzigartig und stellt in Italien und weit darüber hinaus eine Bereicherung für das Obstregal dar. Mit innovativen Marken und einprägsamen Marketing-Kampagnen wollen wir den Obst- und Gemüsekonsum langfristig ankurbeln.“
2022/23: Eine Saison mit Höhen und Tiefen
Neben einer überdurchschnittlichen europäischen Apfelernte bereiteten in der abgelaufenen Saison vor allem der große Anteil an schwächeren Qualitäten in der ersten Saisonhälfte sowie ein allgemein niedriger Apfelkonsum Probleme. „In unseren europäischen Zielmärkten blieb die Nachfrage vielfach hinter den Erwartungen zurück. Dieses Defizit konnten wir durch Exporte in entferntere Destinationen wettmachen. Der planmäßige Mengenabbau stand dabei im Vordergrund, auch wenn es dabei nicht immer gelang, die gestiegenen Kosten für unsere Bauern vollständig zu decken“, analysiert Klaus Hölzl. In der zweiten Vermarktungshälfte habe sich schließlich das Blatt gewendet: „Mit Fortdauer der Saison stieg die Nachfrage an. Vor allem in den letzten Monaten, als andere Produkte knapp wurden, machte sich dies bemerkbar. Gleichzeitig blieben die Exporte außerhalb Europas weiterhin auf einem hohen Niveau.“
In Italien sei der Absatz das ganze Jahr über zufriedenstellend gewesen, wobei die Nachfrage ab April aufgrund des fehlenden Sommerobstes merklich nach oben gegangen sei. „Wir verkaufen in Italien rund 35 % unserer Gesamtmenge. Zuletzt konnten wir unseren Absatz weiter steigern – das verdanken wir u.a. der Einführung neuer Sorten in den letzten Jahren“, so Hölzl.
In Spanien profitierte man von einer geringeren Ernte, die zur Folge hatte, dass wenig lokale Äpfel zur Verfügung standen. „Der spanische Markt ist vor allem für unsere Hauptmarke Marlene® von Bedeutung. Heuer haben aber auch neue Marken wie envy™, Crimson Snow® und Cosmic Crisp® in Spanien an Bedeutung dazugewonnen“, betont Hölzl.
Deutschland war 2022 eine Herausforderung, Exportmärkte legten zu
Da die Apfelernte 2022 in Deutschland üppig ausfiel, blieb der wichtigste VOG-Exportmarkt lange Zeit hinter den Erwartungen zurück. „Im deutschen Einzelhandel wurden einheimische Produkte über weite Strecken auf einem relativ niedrigen Niveau angeboten. Erst als die Verfügbarkeit dieser Ware in der zweiten Saisonhälfte abnahm, öffneten sich für uns neue Möglichkeiten. Dank unserer Markenäpfel, unserem vielfältigen Bio-Sortiment und der ganzjährigen Produktverfügbarkeit konnten wir auch in Deutschland unsere Position halten“, berichtete Hölzl.
Die Märkte außerhalb Europas – allen voran der Mittlere Osten, Asien und Südamerika – legten in der zurückliegenden Saison ordentlich zu. „Eine unserer größten Stärken ist die Tatsache, dass wir in zahlreichen Länder in aller Welt präsent sind. Dadurch gelingt es uns immer wieder, neue Märkte zu erschließen und den Geschmackspräferenzen von Konsumenten aus den unterschiedlichsten Destinationen gerecht zu werden“, erklärte Hölzl.
„Auch im schwierigen Vermarktungsjahr 2022/23 haben wir es geschafft, unsere Position in den bedeutendsten Märkten zu wahren. Dies zeigt, wie wichtig eine gute Planung und Organisation im Vorfeld sind“, fasste Walter Pardatscher zusammen. „Die Rahmenbedingungen sind aktuell zwar besser – es gilt aber weiterhin, Herausforderungen wie die Entwicklung des Apfelkonsums oder den Anstieg der Produktionskosten im Auge zu behalten. Bekommen wir diese Herausforderungen langfristig in den Griff, blickt die Apfelbranche einem gesicherten Umfeld entgegen“, so Pardatscher abschließend.