Die Südtiroler Berglandwirtschaft steht heute mehr denn je vor der Herausforderung, Lebensmittel zu produzieren, die sich auf dem Markt durch ihre Qualität abheben und durch die Garantie der regionalen Herkunft auszeichnen. 2015 hat die Landesregierung das Versuchszentrum Laimburg und die Freie Universität Bozen beauftragt, mit wissenschaftlicher Forschungstätigkeit und Ausbildung die Berglandwirtschaft nicht nur beim Anbau, sondern auch bei der Erzeugung und Verarbeitung typischer Produkte zu unterstützen.
Der Aktionsplan wurde in Zusammenarbeit mit dem Beratungsring Berglandwirtschaft BRING, dem Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau und der Abteilung für land-, forst- und hauswirtschaftliche Berufsbildung umgesetzt. Dank des Aktionsplans konnten die Forschungskapazitäten der Arbeitsgruppe „Acker- und Kräuteranbau“ ausgebaut und die Synergien mit dem Agrar- und Lebensmittelsektor für den Aufbau einer lokalen Produktionskette verstärkt werden.
Südtirol bietet ideale Bedingungen für die Qualitätsproduktion einer Reihe von Nischenkulturen. Zu den bekanntesten gehören Erdbeeren, Kirschen, Aprikosen, Himbeeren, Heidelbeeren und Kastanien. Aber auch unbekanntere Kulturen wie Mini-Kiwis und Haselnüsse können in Südtirol erfolgreich angebaut werden. Auch hier begleiten die Forschungstätigkeiten des Versuchszentrums Laimburg die gesamte Produktionskette vom Anbau bis zum fertigen Produkt. Die Arbeitsgruppe „Beeren und Steinobst“ befasst sich mit Sortenversuchen im Feld sowie mit der Bewertung von Züchtungssystemen und agronomischen Parametern wie Ertrag und Anfälligkeit gegenüber Krankheitserregern. In den vergangenen Jahren haben die Forschenden 36 Heidelbeer-, 70 Aprikosen- und mehr als 100 Erdbeersorten getestet, darunter auch Sorten, die gegen Mehltau resistent sind und somit einer geringeren Behandlung gegen diese Pilzkrankheit bedürfen.
Mithilfe der DIC-Pilotanlage, die vom Versuchszentrum Laimburg am NOI Techpark in Bozen eingerichtet wurde, testet die Arbeitsgruppe „Obst- und Gemüseverarbeitung“ innovative Methoden zur Produktion von Trockenobst und -gemüse, um ein qualitativ hochwertiges Produkt zu erhalten und die Menge an Abfallprodukten zu verringern. Darüber hinaus werden im Labor verschiedene Erdbeer- und Himbeersorten getestet, um herauszufinden, welche sich am besten für die Verarbeitung zu Fruchtaufstrichen und Marmeladen eignen.
Was das Gemüse anbelangt, so führt die Arbeitsgruppe „Freilandgemüsebau“ des Versuchszentrums Laimburg agronomische Bewertungen verschiedener Gemüsearten und -sorten wie Karotten, Kartoffeln und Rote Bete durch. Unterstützt wird sie vom Labor für Aromen und Metaboliten des Versuchszentrums, welches Untersuchungen zur Qualität und zum Herkunftsnachweis von Lebensmitteln durchführt.
„Das Besondere der Südtiroler Berglandwirtschaft ist ihre Kleinstrukturiertheit und die erschwerten Bewirtschaftungsbedingungen etwa in Steillagen. Deshalb ist es wichtig, vermehrt auf unsere Stärken zu setzen: die Qualität, das Produktionsumfeld und die Nischenkulturen. Der Aktionsplan Berglandwirtschaft wurde ins Leben gerufen, um den Betrieben zu helfen, sich mit zusätzlichem wissenschaftlichem Know-how zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Dieser Ansatz hat sich mittlerweile mehr als bewährt“, so Landesrat für Landwirtschaft, Arnold Schuler.
„Mit den Mitteln aus dem Aktionsplan haben wir unsere Forschungskapazitäten in verschiedenen Bereichen auf- und ausgebaut, um die Bergbauernbetriebe zu unterstützen und wettbewerbsfähiger zu machen', ergänzte Michael Oberhuber, Direktor des Versuchszentrums Laimburg. „Durch Forschungsprojekte, gezielte Investitionen in Geräte und Technologien sowie die Einstellung von Fachpersonal haben wir die Voraussetzungen für eine wissenschaftliche Forschung geschaffen, die die Berglandwirtschaft auch in Zukunft begleiten wird. Von der Implementierung digitaler Werkzeuge wie der webGRAS-Anwendung zur Online-Schätzung der Futterqualität, über die Entwicklung und Validierung von Dürreindizes auf Basis von Satelliten- und Wetterdaten bis hin zur Sortenberatung für einzelne Kulturen oder für geeignete Feldfutterbaumischungen zur Bewältigung der aktuellen Klimaveränderungen – dies sind nur einige Beispiele dafür, wie unsere wissenschaftliche Forschung die Bergbauernbetriebe bei der Bewältigung der heutigen Herausforderungen unterstützt und ihre Perspektiven erweitert,' so Oberhuber.