Kürzlich hat das Versuchszentrum Laimburg in Zusammenarbeit mit der Fondazione Edmund Mach die jährlich stattfindende Versuchsvorstellung im Ökologischen Obst- und Weinbau organisiert. Der Fokus lag u.a. auf dem Schadbild Rußtau beim Apfel, so das Versuchszentrum.
Denn vor allem in der Nachernte bereitet es Probleme. Außerdem stand die Entwicklung einer regionalen Saatgutmischung für den Obstbau auf der Agenda, die sowohl die angebaute Kultur als auch die Natur unterstützen kann. Ziel ist es, den rund 620 ökologisch wirtschaftenden Obstbaubetrieben in Südtirol die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse weiterzugeben, um Herausforderungen wie die Klimakrise und eine derzeit schwierige Vermarktungssituation zu meistern.
„In Südtirol ist die biologische Landwirtschaft zu einem festen Bestandteil der Lebensmittelproduktion geworden. Wissenschaft und Forschung müssen daher die Landwirtinnen und Landwirte unterstützen, indem sie ihnen Wissen über moderne Pflanzenschutzmittel vermitteln. Auf der anderen Seite brauchen wir aber auch Verbraucherinnen und Verbraucher, die die biologische Landwirtschaft schätzen und auch bereit sind, für solche Produkte einen höheren Preis zu zahlen”, so Landesrat für Landwirtschaft, Arnold Schuler.
„Am Versuchszentrum Laimburg will man die ökologische Landwirtschaft mit verschiedensten Forschungstätigkeiten und -projekten weiterentwickeln: Diese reichen von der Etablierung alternativer Bekämpfungsstrategien gegen Schädlinge und Krankheiten über die Düngung unter Einhaltung der geltenden Vorschriften für den ökologischen Anbau bis hin zur Untersuchung geeigneter Anbautechniken und der Prüfung von Sorten auf ihre Anbaueignung. Mit dieser gemeinsamen Aktion möchten wir die Ergebnisse der beiden wichtigen Agrarforschungsinstitute direkt an die landwirtschaftliche Praxis weitergeben”, so Markus Kelderer, Leiter der Arbeitsgruppe „Ökologischer Anbau“ am Versuchszentrum Laimburg.
Schadbild Rußtau: ein Komplex aus verschiedenen Pilzen
Im ökologischen Apfelanbau, aber auch in der integrierten Produktion haben Pilze, die auf den Pflanzen leben – sogenannte Epiphyten – und die durch sie verursachten Schäden in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Eines dieser Schadbilder ist der Rußtau, der sich durch dunkle Flecken auf der Schale der befallenen Früchte äußert und Rußflecken ähnelt. Der Rußtau kann bereits im Feld oder erst während der Lagerung der Äpfel auftreten. Besonders anfällig für einen Rußtau-Befall sind dicht bepflanzte Obstanlagen mit extensiver Bewirtschaftung, Obstwiesen in feuchten Gebieten sowie spätreifende Apfelsorten. Für den Rußtau verantwortlich ist ein Komplex verschiedenster Pilze.
Am Versuchszentrum Laimburg führen die Forschenden seit vielen Jahren Feldversuche mit verschiedenen Pflanzenschutzmitteln durch, um deren Wirkung gegen den Rußtau zu testen. Dabei untersuchen sie sowohl traditionell im ökologischen Obstbau eingesetzte Pflanzenschutzmittel wie Schwefelkalkbrühe, Kupferpräparate, Carbonate, saure Tonerden oder Seifenpräparate als auch neue Versuchspräparate wie ozonisiertes Wasser, elektrolytisches Wasser und verschiedenste Gesteinsmehle. „Die Ergebnisse sind von Jahr zu Jahr und von Region zu Region sehr unterschiedlich und nur selten zufriedenstellend”, erklärt Markus Kelderer von der Arbeitsgruppe „Ökologischer Anbau”. „Wir untersuchen daher auch Alternativen zum traditionellen Pflanzenschutz wie z.B. Regenschutzsysteme, um die Feuchtigkeit in der Anlage zu reduzieren und damit die Ausbreitung der Pilze einzudämmen. Obwohl diese Regenschutzsysteme sehr positive Ergebnisse erzielen, sind sie aufgrund ihrer hohen Kosten wirtschaftlich nicht immer tragbar. Zudem stoßen sie aus Gründen des Landschaftsschutzes nicht immer auf Toleranz und haben einen hohen CO2-Fußabdruck”, so Kelderer.
Eine weitere Alternative sind Tauchversuche mit heißem Wasser vor und nach der Lagerung, kombiniert mit einem Bürstengerät. Die mit Rußtau bedeckten Äpfel gelangen über ein Rollensystem zu einer Bürstenmaschine, die zusammen mit einem Wasserstrahl die verschmutzten Äpfel effektiv reinigt. Nun gilt es, diese Bürstengeräte weiter zu verbessern, um die bereits erzielten guten Ergebnisse zu optimieren und den Ausschuss weiter zu reduzieren.
Vermehrung von regionalem Saatgut für den Obstbau
Die Einsaaten im Obstbau erfüllen verschiedenste Aufgaben: Sie steigern die funktionale Biodiversität und damit die Widerstandsfähigkeit der Obstbäume, erhöhen die Artenvielfalt, dienen Nützlingen und Bestäubern als Nahrungsquelle und können die Bodenstruktur sowie die Nährstoffversorgung der Kulturpflanzen verbessern.
Ein dreijähriges Projekt der Arbeitsgruppe „Ökologischer Anbau“ am Versuchszentrums Laimburg widmet sich der Vermehrung und Bereitstellung von Saatgut aus Südtirol. Ziel ist es, eine regionale Saatgutmischung aus wilden blühenden Kräutern für die Begrünung von biologisch bewirtschafteten Obstwiesen zu produzieren und den Landwirtinnen und Landwirten zur Verfügung zu stellen. Diese Einsaaten dienen der ökologischen Aufwertung landwirtschaftlich genutzter Flächen und leisten einen Beitrag gegen die globale Biodiversitätskrise. Elena Wilhelm von der Arbeitsgruppe „Ökologischer Anbau“ am Versuchszentrum Laimburg erläutert: „Wir haben in diesem Sommer bereits mit der Vermehrung erster Arten begonnen, darunter die Wiesenflockenblume mit ihrem hohen Nektar- und Pollengehalt, die bei Käfern und Schwebfliegen beliebte Witwenblume, die rote Lichtnelke, der bekannte Rotklee und die stickstofffixierende Zaun-Wicke. Zusätzlich haben wir weitere blühende Arten in der freien Natur gesammelt. Im nächsten Jahr werden wir dieses Basissaatgut auf den Feldern weiter vermehren. ”
Neben den Einsaaten zwischen den Baumzeilen entwickeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch eine Saatgutmischungen für den Randbereich, sogenannte Säume. Dafür eignen sich vor allem mehrjährige, höherwachsende Pflanzen, die ökologisch besonders hochwertig sind und ganzjährig Nahrung und Lebensraum für Insekten bieten.