Eine Befragung von Landwirten zum Thema Digitalisierung auf der Agritechnica in Hannover offenbart einen paradoxen Befund.
Der Digitalisierungsgrad in der deutschen Landwirtschaft ist noch gering - trotz eines hohen Interesses des Berufsstandes an diesem Thema. Darauf deuten zumindest die Ergebnisse einer Befragung von 76 Landwirten hin, die Studierende der Hochschule Nordrhein-Westfalen-Lippe und Mitarbeiter der Smart Farming Vergleichsplattform AgraCheck in Kooperation mit der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) und der herstellerübergreifenden DKE-Data GmbH & Co KG auf der Agritechnica in Hannover durchgeführt haben. Wie die DKE-Data berichtete, nahm die Tierhaltung mit einem Digitalisierungsgrad von 1,88 auf einer Skala von 1 bis 5 die Spitzenposition ein, gefolgt vom Ackerbau mit 1,82. Das Schlusslicht bildete das Betriebsmanagement mit einem Skalenwert von nur 1,72. Zunehmend digitalisiert seien im Einzelnen die Bereiche Aussaat, Düngung und Pflanzenschutzausbringung. Allerdings sei für den Einsatz entsprechender Technologien noch ein zusätzliches Verständnis bei der Inbetriebnahme und dem Einsatz auf dem Feld vonnöten.
Investiert hätten die Landwirte auch in Stall- und Melktechnik, während Lagertechnik und Bewässerung noch wenig digitalisiert seien. Außerdem habe die Auswertung der Antworten gezeigt, dass die Befragten in Zukunft verstärkt vor allem in das Datenmanagement investieren wollten. Dieser Bereich spiele eine wichtige Rolle, um zukünftig den Anforderungen des LEH oder für Förderanträge gerecht zu werden. Außerdem bilde das Datenmanagement die Grundlage für weitere Investitionen in die Digitalisierung. Weitere angepeilte Investitionen zielten auf die Digitalisierung in bereits etablierten Bereichen wie Düngung, Pflanzenschutz sowie Aussaat und Pflanzung. Indes rangierten die Bereiche Herdenmanagement, Bewässerung und Melktechnik weiter hinten. Den letzten Platz belegte der Bereich „Öffentlichkeitsarbeit und Transparenz“. Aus Sicht der DKE-Data ist dies überraschend, weil die Direktvermarktung an Bedeutung gewinnt.
Digitalisierung „noch nicht in den Köpfen angekommen“
Angesichts der Umfrageergebnisse bescheinigt die DKE-Data den Landwirten ein beträchtliches Wissensdefizit bei digitalen Themen. Zwar werde die Digitalisierung in der landwirtschaftlichen Ausbildung bereits berücksichtigt, allerdings in einem noch viel zu geringen Umfang. Zudem fehle es an Angeboten, um auch bereits praktizierenden Landwirten und Landwirten die Vorteile der technologischen Entwicklung näherzubringen und sie auch bei der Auswahl und Umsetzung neuer Praktiken zu unterstützen. Erst wenn die Digitalisierung in den Köpfen angekommen sei, könne ihr Potenzial für eine effizientere und nachhaltigere Landwirtschaft voll ausgeschöpft werden, so das Fazit. AgE