Vergangene Woche haben anlässlich der digitalen Veranstaltung „Les Mardis de medFEL“ die wichtigsten europäischen Produktionsländer für Pfirsiche und Nektarinen ihre Prognosen für die kommende Kampagne veröffentlicht – viel davon jedoch unter Vorbehalt. Die große Unbekannte ist das Klima, das mit starker Hitze einerseits und Überschwemmungen andererseits genaue Aussagen zum aktuellen Zeitpunkt schwierig bis unmöglich mache, waren sich die Experten einig. Ein Update der Zahlen sei daher für Mitte Juni geplant.
In der Hellenischen Republik weist die diesjährige Produktion mit 194.370 t Pfirsichen (2022: 209.000 t) sowie 139.970 t Nektarinen (144.300 t im Vorjahr) einen leichten Rückgang von 7 % bzw. 3 % gegenüber 2022 auf. Ein Kälteeinbruch im April und Mai habe das Fruchtwachstum verlangsamt, berichtete Georges Kantzios von der Genossenschaft ASEPOP, nun werde es noch etwa einen Monat dauern, bis man etwas über die Fruchtqualität sagen könne. Insgesamt, so Kantzios, seien die Anbauflächen für Pfirsiche im Rückgang, während Produkte wie Kiwi, Kirschen, Nektarinen und Aprikosen einen Aufschwung erfahren.
In Italien habe man nach einem „fast normalen Jahr 2022“ nun mit den Auswirkungen der enormen Überschwemmungen zu kämpfen, die vor allem die östlichen Provinzen der Region Emilia-Romagna, d.h. die Romagna mit Städten wie Ravenna, Forlì, Cesena oder Rimini betroffen habe, berichtete Elisa Macchi von CSO Italy. Zwar blieben genaue Angaben zu den Schäden noch aus, da das Wasser noch nicht abgeflossen sei, die präsentierten Zahlen habe man vor den Unwettern erstellt, so dass sich diese noch änderten, sobald Wasser und Schlamm abgeflossen seien. Man rechne mit einer Produktion unter den geschätzten Mengen, kündigte sie erwartungsgemäß an, betonte aber auch: „Die Überschwemmung betrifft eine wichtige, aber lokal begrenzte Region Italiens.“ Nichtsdestotrotz habe man auch vor den Unwettern bereits einen Unterschied zwischen den Anbaugebieten im Norden und im Süden des Landes beobachten können. Während der Norden bereits im April mit Frost, Regen und niedrigen Temperaturen zu kämpfen hatte, was die erwartete Produktion um 10 % bis hin zu 40 % geringer als 2022 hätte ausfallen lassen können, rechne man im Süden des Landes, wo ca. die Hälfte der italienischen Anbauflächen beheimatet seien, mit einem Plus gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt erwarte man 422.602 t Pfirsiche, -4 % zu 2022 (438.190 t) und 446.595 t Nektarinen, die im Vorjahr noch bei 505.464 t lagen und somit um 12 % zurückgehen - mindestens, denn gerade letztere sind vom Hochwasser besonders betroffen, so Macchi. In Spanien könnte die Situation kaum gegensätzlicher sein, bestätigen die Vertreter Javier Basols von der Vereinigung spanischer Genossenschaften sowie Manel Simon des katalanischen Verbandes Afrucat. [Anm. d. Red.: Bereits am 23. Mai hatten wir ausführlich über die Situation in Katalonien berichtet - klicken Sie hier, um zur entsprechenden News zu gelangen.] Nach einem schwachen 2022 hätte Spanien 2023 sein volles Produktionspotential entwickeln können, doch die anhaltende Trockenheit gepaart mit angekündigten Einschränkungen zur Bewässerung mache genaue Schätzungen gerade äußerst schwierig. Derzeit gehe man von 299.449 t Pfirsichen aus, was +29 % gegenüber 2022 entspricht, sowie von 621.146 t Nektarinen, einem Zuwachs von 63 % zum Vorjahr. Als einziges Produktionsland weist Spanien auch Plattpfirsiche aus, wo mit einer Erntemenge von 335.929 t gerechnet wird, +58 % zu 2022 (212.077 t). In Frankreich ist, wie auch in den anderen Produktionsländern, das Klima die große Unbekannte, berichtet Bruno Darnaud, Präsident der Vereinigung von Erzeugerorganisationen von Pfirsichen und Aprikosen aus Frankreich, AOP Pêches et Abricots de France. Nach einem milden Winter und einem frostfreien Frühjahr in den wichtigsten Anbauregionen des Landes, HIER REGIONEN, hätte sich die Vegetation aufgrund der kalten Monate März und April um etwa zehn Tage verzögert. Hinzu komme die Trockenheit, die nun ebenfalls das Wachstum einbremse. Man gehe derzeit von einer „normalen“ Produktion für 2023 aus, die etwa der Vorjahresmenge entspreche, so Darnaud. Konkret sind das 113.550 t bei Pfirsichen (-2 % gegenüber 2022 mit 116.267 t) sowie ebenbürtige 113.980 t bei Nektarinen, +4 % verglichen mit dem Vorjahr.
Weitere Details zur französischen Steinobstsaison finden Sie in Ausgabe 23 des Fruchthandel Magazins, während Ausgabe 24 sich mit italienischem Sommerobst beschäftigen wird.