Die Obstgroßmarkt Mittelbaden eG (OGM) schließt das Geschäftsjahr 2022 mit rund 39,6 Mio Euro Umsatz deutlich über Vorjahresniveau mit einer höheren Menge an vermarktetem Obst ab. Geerntet wurden rund 26.577 t. Hierbei spielen Äpfel und Erdbeeren die Hauptrolle. Dramatische Kostensteigerungen in der Erzeugung haben die Mitgliedsbetriebe sehr belastet, so die OGM.
Kostentreiber sind vor allem Energie, Verpackungen, Mindestlohn und Betriebsmittel, die den Erzeugern und der OGM die Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Hinzu kamen im vergangenen Geschäftsjahr erschwerte Rahmenbedingungen. Multikrise und Inflation führten zu einer Kaufzurückhaltung beim Endverbraucher, schilderte Geschäftsführender Vorstand Dr. Ulrich Dahm. Der Ukrainekrieg verschärfte zudem die Mengenüberflutung des mitteleuropäischen Marktes mit Äpfeln. „Äpfel sind die tragende Säule unseres Geschäfts nach Erdbeeren.“ Durch große Erntemengen hatten sich über die Jahre hinweg europaweit Überhangmengen aufgebaut. Resultat daraus ist, dass die Vermarktungspreise die Erzeugerkosten nicht mehr decken konnten, und zwar in der gesamten Branche. Die Hitze und Trockenheit im vergangenen Jahr wirkten sich negativ auf die Produkteigenschaften aus, was zu einer schwierigeren Lagerung beim Apfel geführt hat. Die Marktteilnehmer versuchten möglichst viel Ware schnell am Markt zu platzieren, was zu einem weiteren Mengendruck führte. „Die europaweite Überhangmenge ist zwar noch nicht kompensiert, aber die Lagerbestände sind im Vorjahresvergleich deutlich niedriger.“ Nun erhofft sich die OGM im Juli/August eine „leichte Aufhellung am Markt“, da weniger Ware auf Lager ist und somit die Perspektive besteht, die neue Apfelernte besser vermarkten zu können.
Gelungen ist dies bereits bei Erdbeeren in diesem Frühjahr. Die Hitze in Spanien führte dort zu einer schnellen Saison. Kühle Temperaturen in Norddeutschland bremsten dort den Start der Saison. Angesichts der Vermarktungskooperation mit der Obst- und Gemüse-Absatzgenossenschaft Nordbaden eG und der ihr angeschlossenen Vertriebsorganisation, der Obst- und Gemüse-Vertriebsgenossenschaft Nordbaden eG (OGV) in Bruchsal „konnten wir ganz Deutschland mit unseren Erdbeeren beliefern.“ Damit war man zur Belieferung aller im Lebensmitteleinzelhandel relevanten Kunden top aufgestellt. „Das ist sensationell gut für die Erdbeererzeuger“, betonte Dahm. Die Erntemengen bei den Erdbeeren bewegen sich auf Vorjahresniveau bezogen auf die Anbaufläche. Die Witterung spielte den Erzeugern ebenfalls in die Karten. Die Niederschläge verursachten keine nachhaltigen Schäden. Die derzeit trockene Witterung verspricht auch bei den Beeren und Kirschen gute Ernteergebnisse. „Bei den Zwetschgen ist eine richtige Vollernte in Sicht“, schwärmt Dahm.
Auch die Genossenschaft hatte intern dramatische Energiekosten zu verkraften. Durch ein konsequentes Kostenmanagement konnte dennoch ein ausgeglichenes Betriebsergebnis erzielt werden. Obwohl zur Steigerung der Wertschöpfung der Obstprodukte in der Verpackung Personal aufgebaut wurde, waren die Personalkosten insgesamt rückläufig. Durch ein Mehr an Digitalisierung sollen die Prozesse weiter optimiert werden, damit sich die saisonale Belastung auf ein erträgliches Maß einpendelt. Insgesamt sind bei der OGM rund 60 Mitarbeiter in Festanstellung und Teilzeit beschäftigt, Aushilfen nicht eingerechnet.
Die Vermarktungskooperation mit Bruchsal sowie die Einführung der Eigenmarke Schwarzwaldobst sind wichtige Faktoren, die das Schiff in die Zukunft tragen sollen, um die Existenzen der Erzeuger zu sichern. Ein weiterer Baustein ist die eigene Packleistung, um die höchst mögliche Wertschöpfung für Obst aus Mittelbaden zu generieren. „Alles, was geht, wird bei uns selbst verpackt und zum Teil mit unserer eigenen Logistik direkt an den Lebensmitteleinzelhandel ausgeliefert.'
Turnusgemäß schied Franz Kurz aus Sasbach aus dem Vorstand der OGM aus. Die Position wird nicht neu besetzt. Eine Ehrung durch den Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband wurde dem scheidenden Vorstandsmitglied zuteil. Verbandsprüfer Olaf Stockmann vom Verband überreichte ihm für seine besonderen Verdienste um die Genossenschaft die Raiffeisen-Schulze-Delitzsch-Medaille nebst Urkunde. In den Aufsichtsrat wieder gewählt wurde Hannes Panter aus Oberkirch. Harald Kettenacker scheidet aus privaten Gründen frühzeitig aus dem Gremium aus.