Die Lage sei ernst: Derzeit führe der Fluss Po nach drei Monaten ohne Regen weniger Wasser als sonst im August, so Coldiretti-Präsident Ettore Prandini. Italiafruit ergänzt dies mit einigen Daten von ANBI, dem nationalen Verband für Bodenschutz und Bewässerung.
Im Aostatal gab es im Februar 50 % weniger Schnee und 74 % weniger Regen als im saisonalen Durchschnitt; im Piemont regnete es 90 % weniger, in der Lombardei gab es 53 % weniger Wasserreserven und die Etsch in Venetien stand einen Meter niedriger als 2021. In Umbrien sind der Trasimeno-See und der Tiber auf einem historischen Tiefstand. In Süditalien treten in einigen Gebieten hingegen Unwetter und Überschwemmungen auf, wie zuletzt durch den Orkan, der im Oktober auf Sizilien wütete, während in anderen Gegenden Dürre herrsche, die auch Auswirkungen auf die Landwirtschaft habe, wie Lorenzo Bazzana, wirtschaftlicher Leiter von Coldiretti, erläutert.
Gut ein Fünftel weniger Wasser in Apuliens Stauseen – das betreffe zum Beispiel den dortigen Tomatenanbau, aber auch die Vorbereitung der Böden. Das Saatgut keime nicht zuverlässig, wenn es nicht ausreichend Feuchtigkeit in den Böden vorfände, und auch der Obstanbau sei gefährdet. Bewässerung sei häufig die einzige Lösung, doch das bringe das Thema Energiekostenexplosion mit sich. „Die Kosten für Diesel machen die Bewässerung von oben wirklich teuer“, so Bazzana. Langfristig könnte die Landwirtschaft 4.0 für Hilfe sorgen. Wie die Zeitung La Repubblica berichtet, habe der Landwirtschaftsminister im Oktober vergangenen Jahres 149 strategische Projekte der Bewässerungsinfrastruktur genehmigt. Mit 880 Mio Euro Umfang widme sich der größte Posten dabei den Stauseen und Bewässerungssystemen.