Extreme Dürreperioden und Starkregen mit Hochwässern verdeutlichen, dass beim Thema Wasser eine Welle von Problemen auf uns zurollt. Weniger Grundwasserneubildung aufgrund geringerer Winterniederschläge ist nur eines davon, so Bioland.
Ein Gegensteuern auf der gesamten Fläche sei dringend nötig. Ein forcierter Ausbau der Bio-Fläche würde vielen negativen Entwicklungen entgegenwirken.
Grundwasser ist die Hauptquelle unserer Trinkwasserversorgung. In Deutschland werden rund 70 % des Trinkwassers aus Grund- und Quellwasser gewonnen. Doch Dürren und die Verschiebung von Niederschlagsperioden haben in den vergangenen Jahren zu einer geringeren Grundwasserneubildung geführt. Und Nitrat sowie Pflanzenschutzmittelrückstände sorgen für einen schlechten qualitativen Zustand der Grundwässer: 33 % der Grundwasserkörper verfehlen aufgrund zu hoher Nitratkonzentrationen und anderer Schadstoffe gemäß Wasser-Rahmen-Richtlinie (WRRL) der EU einen guten chemischen Zustand. „Die Pegelstände zahlreicher Grundwasserleiter sinken. Der Qualitätssicherung des Wassers kommt damit eine noch höhere Bedeutung zu“, unterstreicht Gerald Wehde, Geschäftsleiter Agrarpolitik bei Bioland.
Auch der Zustand der Oberflächengewässer ist besorgniserregend. Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamts (UBA) weise zum wiederholten Mal auf die viel zu hohe Belastung unserer Bäche mit Pflanzenschutzmitteln hin, die vor allem auch die Lebensgemeinschaft der Insekten schädigen. Dabei kommt dem Oberflächenwasser eine immer wichtiger werdende Rolle zu, da es mehr und mehr zu Trinkwasser aufbereitet wird.
Viel Potenzial auf landwirtschaftlichen Flächen
Fast die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Dies zeigt das große Potenzial eines präventiven Boden- und Hochwasserschutzes. „Wir brauchen nicht nur Schwammstädte – wir brauchen vor allem auch Schwammlandschaften. Und dafür sind gesunde wasseraufnahmefähige Böden der Schlüssel“, so Gerald Wehde, Geschäftsleiter Agrarpolitik bei Bioland. „Der Ökolandbau ist die geeignetste präventive Flächenmaßnahme zum Schutz unserer Bäche, Flüsse und unserer Grundwasservorkommen. Denn es werden Pestizid- und zu hohe Nitrateinträge vermieden.“
Das Ergebnis seien deutlich sauberere Gewässer, die mit wenig Aufwand zu Trinkwasser aufbereitet werden könnten. Das wirke der sich verschärfenden Trinkwasserknappheit entgegen und spare Kosten bei Wasserversorgern und Verbrauchern. „Zudem nehmen die gesunden, humusreichen Bio-Böden bei Starkregen mehr Wasser auf und somit den Hochwässern die Spitzen,“ so Wehde. Das erspare menschliches Leid und hohe Kosten. „Mit deutlich mehr Ökolandbau könnte die Wasserversorgung hierzulande also auf sichere Füße gestellt werden“, schlussfolgert Wehde.
Leistungen des Ökolandbaus beim Schutz von Klima und Wasser
• Schutz der Grundwasservorkommen vor Pflanzenschutzmitteleinträgen und zu viel Nitrat (präventiver Trinkwasserschutz, Reduktion der kostenintensiven Wasseraufbereitung)
• Schutz der Bäche und Flüsse vor Einträgen von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln (Arten- und Trinkwasserschutz)
• Belebte Bio-Böden (u.a. mehr Regenwürmer und Grobporen) mit hohem Humusgehalt nehmen bei Starkregen deutlich mehr Wasser auf (Boden- und Hochwasserschutz)
• Bio-Böden binden mehr CO2 durch höhere Humusgehalte (Boden- und Klimaschutz)
Wehde sieht die Politik jetzt in der Pflicht: „Dem Ökolandbau muss als Vorsorgemaßnahme zum Schutz unserer Böden und Gewässer eine hohe Priorität eingeräumt werden. Dazu braucht das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 30 % der Agrarfläche auf Bio umzustellen, deutlich mehr Zug. Eigentlich sollten auch alle Koalitionspartner ein Interesse daran haben, denn volkswirtschaftlich lohnt sich diese Investition.“ Auch die großen Wasserverbände würden die Leistungen des Ökolandbaus anerkennen und daher auf einen Ausbau des Ökolandbaus drängen.