Die heute begonnene Messe medFEL startete direkt mit einem Highlight der Veranstaltung im südfranzösischen Perpignan: Traditionell werden dort die Erwartungen der diesjährigen Aprikosenernte aus den wichtigsten Produktionsgebieten Europas (Italien, Spanien, Frankreich, Griechenland) veröffentlicht.
Für dieses Jahr wird für die erwähnten Anbauländer eine Aprikosenernte von von 508.291 t anvisiert, was einem Rückgang von -10 % gegenüber der Vorjahresmenge (563.167 t) entspricht. Diese Zahl könnte sich in den kommenden Wochen jedoch noch reduzieren, da einige der europäischen Gebiete mit wetterbedingten Rückgängen zu kämpfen haben, deren Auswirkungen noch nicht gänzlich absehbar sind. Insgesamt sei von einer Verzögerung des Erntestarts von 10 bis 15 Tagen auszugehen.
In Spanien z.B., das bis zuletzt noch von einer Aprikosenernte von 136.190 t ausging, in etwa gleichauf zum Vorjahr mit 135.399 t, hatte starker Hagel in den vergangenen Tagen in Lleida, einem bedeutenden Anbaugebiet für Steinobst, vermutlich für starke Schäden gesorgt. „Derzeit sind wir dabei, die Auswirkungen zu bewerten”, erklärte Javier Basols, Verantwortlicher der Kategorie Obst bei der Vereinigung spanischer Landwirtschafts-Genossenschaften.
Auch in Italien wird derzeit von einem Mengenrückgang ausgegangen. „Wir erwarten ca. 19 % weniger gegenüber 2024”, erklärte Tomas Bosi von CSO Italy. Im Fünfjahresdurchschnitt sei dies ein Minus von 13 %. Als Grund nannte Bosi einerseits reduzierte Flächen, andererseits jedoch auch das ungünstige Wetter, Frost Ende März sowie sehr verregnete Tage zur Blütezeit der Bäume. Auch gehe er derzeit von einer um ca. sieben bis zehn Tage verspäteten Aprikosenernte im Bel Paese aus, so Bosi. Insbesondere in Emilia-Romagna, wo bedeutende Anbauflächen für Nektarinen und Aprikosen liegen, habe der Frost für Schäden gesorgt, die sich auch auf die für den Export verfügbaren Mengen, allen voran Deutschland als wichtigstes Zielland italienischer Steinobstproduzenten, auswirken werde.
In Griechenland hat das Klima ebenfalls einen Strich durch die (Hoch-)Rechnung gemacht, erklärte Georges Kantzios (ASEPOP): „Frost am 21. und 22. März hat vor allem im Norden des Landes zu großen Schäden geführt. 6 Grad unter Null, und das, als Aprikosen und Nektarinen gerade in voller Blüte standen – da können Sie sich vorstellen, was das zur Folge hat.” Auch Anfang April habe sich das Wetter nicht wohlwollender gezeigt, im Norden habe es z.T. geschneit. „Aktuell wissen wir noch nicht, ob unsere Aprikosenproduktion in diesem Jahr im Rahmen bleibt, es ist noch etwas zu früh für eine definitive Aussage”, so Kantzios. Derzeit gehe man von -34 % zum Vorjahr aus, vor allem bei frühen Sorten werde dies deutlich, insgesamt seien dies 67.750 t (2024: 103.000 t). Im Fünfjahresmittel (78.430 t) sehe es nach einem Minus von 4 % bis 5 % aus.
Frankreich geht für die bevorstehende Kampagne als einziges Produktionsgebiet mit guten Vorzeichen ins Rennen. Nach einer schwachen Aprikosenernte in 2024 (79.701 t) gehe man aktuell von 104.785 t aus, was einem Plus von 31 % entspräche, erklärte Eric Hostalnou (Landwirtschaftskammer Pyrénées-Orientales). „Zur Blüte war es bei uns ähnlich regnerisch wie in anderen Gebieten”, erklärte Julien Escande als Vertreter südfranzösischer Produzenten. „Dennoch erwarten wir uns eine gute Menge mit guter Qualität”, erklärte er. Auch Jean-Rapahël Betton, der die Lage in der Region Val de Rhône zusammenfasste, zeigte sich zuversichtlich, was die Mengen, Qualitäten für dieses Jahr angehe. Insgesamt liege man quantitativ zwar unter dem Gesamtpotenzial, das auf ca. 150.000 t Aprikosen geschätzt werde, doch die Freude auf ein “stabiles” Jahr war deutlich. „Die französische Aprikosenproduktion wird in diesem Jahr zweifelsohne ein zufriedenstellendes Niveau erreichen”, kommentierte Bruno Darnaud, Präsident der Vereinigung der Erzeugerorganisationen von Pfirsichen und Aprikosen aus Frankreich (AOP Pêches et Abricots de France). Im Vergleich zum Vorjahr sei die Ernte weniger früh zu erwarten, man folge dem ”klassischen Erntekalender”, wonach ein Großteil der Ernte zwischen dem 15./20. Juni und 10. Juli zu erwarten sei.