Am 1. Januar 2022 tritt in Frankreich bekanntlich das neue Gesetz zum Verbot von Kunststoffverpackungen in Kraft. Dazu gehören neben Verpackungen auch nicht-kompostierbare Klebeetiketten auf der Ware. Nach ersten Reaktionen des französischen Verbands Interfel (wir berichteten in Ausgabe 50 darüber) äußert sich nun auch Freshfel Europe. Der Dachverband fordert die Unterstützung der Europäischen Kommission, die Frankreich um mehr Zeit für die französische O+G-Branche bitten solle und warnt, dass die Gesetzgebung auch Ziele wie die der Farm-to-Fork-Strategie oder zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen gefährden könne. Wie proaktive Initiativen und Geschäftspraktiken in der Branche zeigten, teile man voll und ganz die Ziele zur Reduzierung von Kunststoffverpackungen. Es sei daher bedauerlich, dass die 'Bemühungen und Bedenken' verschiedenster Seiten bei der Umsetzung der europäischen Richtlinie 2019/904 in Frankreich „außer Acht gelassen wurden', heißt es in einer Mitteilung des Verbandes.Philippe Binard, Generaldelegierter von Freshfel Europe, kommentierte: „Während in Frankreich die Frist für den Ausstieg aus der Verwendung von Kunststoffen auf das Jahr 2040 festgelegt ist, gilt für Obst und Gemüse der 1. Januar 2022 als Ausstiegsziel, wobei für einige besonders empfindliche Produkte nur eine begrenzte Ausnahmeregelung bis 2026 gilt. Auf andere Lebensmittel wird nicht derselbe Druck ausgeübt, was eine Diskriminierung von frischem Obst und Gemüse darstellt.' Die Verwendung recyclebarer Kunststoffe werde gar nicht erst berücksichtigt. So könne man weder Alternativen testen noch Lagerbestände an Verpackungsmaterial abbauen. Kostensteigerungen seien absehbar. Derzeit gebe es zudem kein Unternehmen, das kompostierbare Etiketten für die Frischware liefern könne. So verhindere man die Weitergabe wesentlicher Informationen an die Verbraucher, etwa Herkunft, Marken, geografische Angaben oder Bio, so dass die Qualität oder Sicherheit der Produkte in Frage gestellt werden könne. Erste Lösungen kämen frühestens Ende 2022 auf den Markt. Bis dahin blieben die Bestimmungen zur Etikettierung verwirrend: Französische Ware dürfe Aufkleber erhalten, sofern sie zum Verkauf im Ausland vorgesehen sei, während ausländische Ware keine Etiketten bekomme, wenn sie nach Frankreich verkauft werde. Dies sei jedoch zum Zeitpunkt der Verpackung nicht unbedingt vorhersehbar. Am 17. Dezember 2021 forderte Freshfel Europe daher die Europäische Kommission in einem Schreiben an sechs EU-Kommissare auf, in einen Dialog mit den französischen Behörden einzutreten, um dem Frischwarensektor mehr Zeit für die Anpassung an das französische Gesetz zu geben, bis technische Lösungen sowohl für Verkaufsverpackungen als auch für Aufkleber zur Verfügung stehen. „Es ist von entscheidender Bedeutung, mehr Zeit einzuräumen, um Marktstörungen und Schritte zu vermeiden, die den freien Warenverkehr im Binnenmarkt ernsthaft gefährden und zu Wettbewerbsverzerrungen und Diskriminierung zwischen den Marktteilnehmern führen würden“, erklärte Philippe Binard.