Wie versprochen setzen wir unsere kleine Serie fort und lassen Raffaella Quadretti (myfruit.it) auch heute wieder zu Wort kommen, um über den Fruitnet Grape Congress zu berichten. Nachdem wir zuletzt etwas von CUT-Präsident Massimiliano Del Core zur allgemeinen Entwicklung auf Sizilien und in Apulien lesen durften, geht es nun an die Produzenten selbst, mit denen die Chefredakteurin sich anlässlich des Kongresses austauschen konnte.
“Es scheint, dass es allgemein weniger Ware gibt, aber die hat Qualität”, stellt etwa Anna Giacovelli fest, Business Managerin bei Giacovelli aus Locorotondo (Bari). “Bei einigen Sorten sind wir in der Anfangsphase, so dass wir in den nächsten Monaten sehen werden, wie es mit diesen neuen Sorten in der ersten Ernte läuft. Gut, hoffen wir!” Ansonsten setzt die Business Managerin auf Qualität: “Es bringt nichts, die Trauben zu ernten, wenn sie 13 Grad Brix haben und nur nach Gemüse schmecken. Wenn man noch warten muss, muss man warten. Einige Handelsketten, mit denen wir arbeiten, wollten einige Wochen früher starten, aber unsere Philosophie ist es, hohe Qualität zu liefern. Die Natur und der Konsument liegen uns am Herzen - und wenn letzterer nicht zufrieden ist, kauft er nicht ein zweites Mal”, betont Giacovelli.
Trauben bis Oktober - und Kerne kein k.o.-Kriterium
Für Alessandro Nisi von Di Palma Food aus Conversano (Bari) zeichnet sich eine “lebhafte” Kampagne ab, “mit interessanten Preisen für die Erzeuger, auch aufgrund der niedrigeren Erntemengen”. Anfangs müsse man sich vermutlich mit ausländischen Wettbewerbern messen, doch es herrsche keine Eile, italienische Trauben zu verkaufen, so der Vertriebler. Die erwartete frühere Ernte bei mittelspäten Sorten werde sowohl in Italien als auch im Ausland “für einige Überraschungen gut sein”, und das bei Erzeugern und dem Handel gleichermaßen. “Die hohen Preise lassen keine schnellen Verkäufe zu, könnten aber die Trauben bis Oktober aufteilen”, vermutet Nisi. Zur Sorte Vittoria stellt er noch fest, dass dieses Jahr regelmäßigere Mengen erwarten lasse und die sinkenden Anbauflächen auf großes Interesse stießen. “Man könnte sagen, dass die Begeisterung für Trauben mit Kernen zurückgekehrt ist”, lautet seine abschließende Einschätzung.
Sizilien: Lieferlücke gut genutzt
Aus Sizilien äußert sich Salvatore Novello von Novello & C. aus Mazzarrone (Catania). “Die Saison ist einige Wochen früher gestartet, genau wie im vergangenen Jahr, aber im Mai und Juni 2023 regnete es, was die Reife verzögert hatte. Im Gegensatz dazu ist die Saison in diesem Jahr sofort losgegangen und hat zudem eine besonders günstige Zeit getroffen, da die Saison aus der Südlichen Hemisphäre früher beendet war. Interesse war also da, auch, da die Qualität selbst aus den Gewächshäusern optimal war, auch bei ultrafrühen Sorten, da wir eigentlich keinen Winter hatten: Im Januar herrschten in den Gewächshäusern 28 °C bis 30°C”, erinnert sich Novello. Diese Lieferlücke habe man dann gut nutzen können, berichtet er. “Jetzt haben wir einen großen Vorsprung, wir haben im Vergleich zum Vorjahr bereits doppelte Mengen umgesetzt. Glücklicherweise gibt es mehr Trauben, z.B. mehr Vittoria-Trauben, die abgedeckt waren, und so konnten wir kontinuierlich liefern. Mit den Vorjahresmengen ständen wir jetzt schon ohne Trauben da. Nun könnte es jetzt im Verlauf der Kampagne, zwischen Vittoria und Italia, zu einer Lücke kommen. Uns fehlen Vittoria-Trauben, wo wir sehr weit fortgeschritten mit der Saison sind: sobald die Trauben reif sind, ernten wir”, erklärt er. Marktseitig erlebe er ein Auf und Ab: Sobald wir mit etwas weniger Grad Brix geerntet haben, hat sich die Nachfrage sofort verlangsamt. Sobald die Trauben wieder zufriedenstellender wurden, stieg die Nachfrage sofort wieder an. Alles in allem also ein guter Start”, fasst Novello zusammen. Was die Sorte Red Globe angeht, so seien zwar weniger Trauben an den Zweigen, aber die seien großzügiger gewachsen und insgesamt schöner als im Vorjahr. Auch die Italia-Trauben seien “außergewöhnlich”, betont er: “schöne Beeren, gut und einheitlich geformt, große Trauben, und wir erwarten gute Brix-Werte, da es seit letztem Jahr nicht geregnet hat.” Insgesamt seien die Pflanzen sehr gesund, nur das Wetter bleibe eine Ungewisse: “Unsere einzige Angst gilt dem Klima, das uns das Jahr ruinieren könnte”, stellt der Geschäftsführer abschließend fest.
Starkes Interesse an neuen Trauben aus Italien
Isabella Palumbo, Verkaufsleiterin für Tafeltrauben bei der Gruppe Salvi Unacoa, sprach von einer ” anspruchsvollen Kampagne”. Aufgrund der günstigen Wetterbedingungen habe man “ein Produkt von sehr guter Qualität und das Interesse aller europäischen Handelsketten ist vorhanden”, betonte sie. Derzeit gehe man von einem Nachfragerückgang Ende Juli/August aus, vor allem in Deutschland aufgrund der Sommerferien. “Aber dann gibt es noch die Monate September und Oktober, die in Bezug auf Volumen und Qualität wichtig sein werden, wenn es klimaseitig keine Überraschungen gibt.” Sie beobachte ein starkes Interesse an Italien, auch seitens der sonst eher an Spanien ausgerichteten Handelsketten, die sich nun wieder in Richtung Stiefel orientierten, “sehr wahrscheinlich aus Gründen der Risikominimierung”, überlegt Palumbo. Italien habe sich gewandelt, es gebe deutlich mehr kernlose Trauben und Exklusivsorten als in der Vergangenheit, “und das hilft uns”, stellt sie fest. “Diese Entwicklung ist für Italien äußerst positiv und wünschen uns, dass alle italienischen Akteure den Trend aufnehmen, um sich auf europäischen und internationalen Märkten behaupten zu können”, so die Verkaufsleiterin abschließend.
Im nächsten Teil werden wir noch Updates einiger Züchter erfahren, mit denen Raffaella Quadretti anlässlich des Fruitnet Grape Congress in Bari am 4.7. sprechen konnte.