Nach den schweren Unwettern und den Überschwemmungen, die seit Mitte Mai vor allem den östlichen Teil der italienischen Region Emilia-Romagna in Atem und teilweise unter Wasser gehalten hatte, wurde nun in einem von CSO Italy koordinierten Treffen begonnen, die entstandenen Schäden aufzunehmen.
Nach Apulien sei die Emilia-Romagna mit über 180.000 ha die zweitgrößte Anbauregion für italienisches Obst und Gemüse, insbesondere die vom Hochwasser getroffenen Gebiete in den Provinzen Ravenna, Forlì-Cesena, Bologna und Rimini sowie in Teilen Ferrara. „Allein die beiden am stärksten betroffenen Provinzen Ravenna und Forlì-Cesena tragen mit über 30 % zur regionalen Obst- und Gemüseproduktion bei; rechnet man Bologna und Rimini hinzu, steigt dieser Anteil auf über 50 %. Man schätzt, dass in den überschwemmten Gebieten etwa 80 Tausend Hektar mit Obst und Gemüse bebaut sind“, heißt es seitens des CSO Italy. Zwar könne man nicht genau nach Sorten unterscheiden, doch knapp 22.000 ha der überschwemmten Fläche sei Gemüseanbau, während mehr als 56.000 ha Obstanbauflächen betroffen seien, spezifizierte Elisa Macchi, Direktorin von CSO Italy. Neben Trauben, von denen ein Anbaugebiet von ca. 27 ha überschwemmt wurde, gehören auch die Steinobst-Produzenten zu den Leidtragenden: In der Emilia-Romagna hat der Anbau von Pfirsichen und Nektarinen eine lange Tradition, die Früchte sind mit dem g.U. bzw. g.g.A.-Siegel zertifiziert. Gerade die überschwemmten Gebiete seien für den Anbau besonders typisch, so dass dort 7.500 ha Anbaufläche liegen, über 90 % der regionalen Produktion. Bei Nektarinen ist die Emilia-Romagna mit 20 % an der gesamtitalienischen Produktion beteiligt, auch hier liegen viele Anbauflächen in den betroffenen Gegenden. Aprikosen sind ebenfalls unter den Schäden zu verzeichnen, laut CSO Italy liegen 4.500 ha, ebenfalls knapp 90 % der regionalen Produktion, in den überschwemmten Zonen. Auch für Kiwis ist die Emilia-Romagna ein wichtiges Gebiet: Auf 4.200 ha werden über 95 % der regionalen bzw. 20 % der nationalen Produktion angebaut; die zweitwichtigste Kiwi-Anbauregion habe sich insbesondere auf neue Varietäten, z.B. gelbe und rote Kiwis, konzentriert, erläutert CSO Italy.
Auch Birnen blieben vom Hochwasser nicht verschont: Etwa 2.600 ha stehen oder standen unter Wasser, das entspricht rund 20 % der regionalen Gesamtmenge. Das klinge weniger, doch müsse man sich vor Augen halten, dass die Birnenproduktion der Region etwa 70 % des gesamten Landes ausmache und in den letzten Jahren bereits von zahlreichen Problemen heimgesucht wurde, darunter die Baumwanze, die Schwarzfleckenkrankheit oder Rückgänge durch den Klimawandel, die den Anbau insbesondere in Ferrara und Modena beeinträchtigt hatten. Nur die Romagna konnte der dadurch entstehenden Krise in den letzten Jahren entgehen, so dass die dortigen 2.600 ha Anbaufläche vor dem Hochwasser „mehr für dieses Produkt bedeuteten als Zahlen ausdrücken können“, heißt es seitens CSO Italy. Darüber hinaus seien auch 2.000 ha im Apfel-, weitere 2.000 ha im Olivenanbau betroffen, hinzu kommen 1.100 ha Kaki-Anbau, der ca. 90 % des regionalen Volumens ausmacht, sowie 800 ha Kirschbäume (40 % der regionalen Anbaufläche) und Pflaumen, wo etwa 30 % der gesamtitalienischen Produktion aus aktuell überschwemmten Gebieten stammen.
Alessio Mammi, regionaler Landwirtschaftsrat, blickte nach vorn, sprach über Entschädigungen und Wiederaufbau. Er gab einen Überblick über die aktuelle Lage sowie die Maßnahmen, mit denen die lokale Wirtschaft durch Region, Ministerium und EU unterstützt werden solle. In einer ersten Phase gehe es um Entschädigung, in einer zweiten um strukturelle Maßnahmen zum Wiederaufbau des Gebiets, der Unternehmen und Obstplantagen. Die vorgesehenen Mittel wolle man schnell zuweisen. Dazu gehören 100 Mio Euro für Unternehmen, 75 Mio Euro für Technologien sowie Unterstützungen für die Arbeitnehmer. Auch die Aktivierung des nationalen Solidaritätsfonds wurde gefordert, hinzu komme zudem der GAP-Notfallfonds mit weiteren 400 Mio Euro sowie der europäische Solidaritätsfonds für den Wiederaufbau von Infrastrukturen. Unerlässlich, so der Tenor, sei nun ein schnelles und unkompliziertes Handeln, wobei CSO Italy eine koordinierende Rolle innehaben solle, heißt es in der Mitteilung.