Italiens mitgliedsstärkster Landwirtschaftsverband Coldiretti hat Innenministerin Luciana Lamorgese aufgefordert, die Ende Juli abgelaufenen Aufenthaltsgenehmigungen für rund 30.000 Saisonarbeiter aus Drittstaaten bis zum 31. Dezember 2021 zu verlängern. Wie der Verbandsvorsitzende Ettore Prandini in einem an die Ressortchefin gerichteten Brief erklärte, steht in vielen landwirtschaftlichen Betrieben die Ernte an; ohne die Verlängerung der Aufenthaltsgenehmigungen würden viele Landwirte einen Großteil ihrer erfahrenen Erntehelfer verlieren.
Außerdem forderte Prandini, so bald wie möglich das Einwanderungsdekret 2021 zu verabschieden, damit die Arbeitgeber schnellstmöglich ihre Anträge für Festanstellungen von Arbeitern aus Drittstaaten vorlegen könnten. Beide Maßnahmen würden dazu beitragen, die Ausbeutung illegaler Einwanderer zu unterbinden. Außerdem gehe es darum, kriminelle Organisationen davon abzuhalten, Betriebe zu infiltrieren, die sich in einer Notlage befänden. Nach Erhebungen des italienischen Statistikamtes (Istat) waren 2019 landesweit insgesamt rund 360.000 Ausländer aus 155 Staaten an der Erzeugung von Lebensmitteln beteiligt. Ein Drittel der Fremdarbeitskräfte stamme aus anderen EU-Mitgliedsländern, vor allem aus Rumänien. Laut Prandini ist die „Made in Italy“-Produktion nur zu retten, wenn italienischen Sozialhilfeempfängern, Studenten und Rentnern die Möglichkeit eingeräumt wird, in der Landwirtschaft zu arbeiten. Dafür müsse das aktuelle Wertgutscheinsystem, das die Gelegenheitsjobs in der Landwirtschaft regle, geändert werden. Eine entsprechende Vereinfachung würde mindestens 25.000 Italienern zugutekommen, die coronabedingt weiter in Kurzarbeit seien. Außerdem würden einkommensschwächere Gesellschaftsschichten profitieren, deren Lage sich durch die Pandemie weiter verschlechtert habe, gab Prandini zu bedenken. AgE