Erdloser Anbau bei Blattsalaten, Erdbeeren und Tomaten − damit hat sich ein Projekt zwischen dem Konsortium Agribologna, Ri.Nova, CREA-OFA und der Agronica Group beschäftigt. Mit einem zweifachen Ziel: Einerseits die Nutzung umweltfreundlicher Technologien, andererseits die Verbesserung und Stabilisierung des Einkommens landwirtschaftlicher Betriebe. 

Im Mittelpunkt stehen fünf strategische Elemente: Entwicklung bodenunabhängiger Anbauverfahren, Wassereinsparung, Steigerung der Verhandlungsmacht des Konsortiums, Digitalisierung der Produktionsabläufe und Verbraucherbildung. Und die startet früh, z.B. mit der Initiative “Magica Terra”, bei der rund 1.000 Schüler aus 44 unterschiedlichen Klassen mehr über den Gemüseanbau und die Wertschöpfung in der Branche erfahren konnten.

Erdbeerpflanzen im erdlosen bzw. hydroponischen Anbau

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Bei Salaten und Erdbeeren wird mit einem potentiellen Wachstum von 20 % gerechnet, so Agribologna-Präsident Franco Linguerri.

Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern

“Der Marktwert von Obst- und Gemüseprodukten berücksichtigt nicht die unzähligen Faktoren, die im Laufe des Anbauprozesses eine Rolle spielen, und aus diesem Grund war die Rentabilität der Obst- und Gemüsebetriebe schon immer starken Schwankungen unterworfen”, erklärt Stefania Delvecchio, Projektleiterin von Ri.Nova. “Hier haben Forschung und Innovation den Landwirten geholfen, auf dem Markt wettbewerbsfähig zu bleiben, ihre Produkte zu differenzieren und das Angebot entsprechend den neuen Anforderungen der Verbraucher zu segmentieren. Mit Red.Ort gehen wir noch einen Schritt weiter: Mit diesem Projekt hat das Agribologna-Konsortium einen Innovationsplan auf den Weg gebracht, der alle Einkommensbestandteile der landwirtschaftlichen Betriebe betrifft: von den Arbeitsweisen auf dem Feld über die Sammlung und Verarbeitung von Daten aus allen Gliedern der Kette bis hin zu den Verhandlungen in der Verkaufsphase und den Kommunikationsmaßnahmen gegenüber den Verbrauchern”.

Erdloser bzw. hydroponischer Salat-Anbau

Erdloser bzw. hydroponischer Salat-Anbau spart Ressourcen jeglicher Art.

Erdloser Anbau: pro und contra

Um das finale Ziel von 5 % Wachstum zu erreichen, wurden zunächst anzugehende Branchen und Maßnahmen vereinbart und diese dann auf ihre technische bzw. wissenschaftliche Machbarkeit überprüft. Im Fokus dabei stets der erdlose Anbau, der in Italien derzeit etwa 4 % bis 10 % des Gewächshausanbaus einnimmt. Besonders konzentriert habe man sich dann auf den Substratanbau bei Erdbeeren und Tomaten sowie auf das sog. Floating-System bei Salaten, berichtet der wissenschaftliche Leiter von Red.Ort, Gianluca Baruzzi (CREA-OFA). Vorteile dieser Methoden liegen u.a. auf der Planbarkeit der Produktion, der Wassereinsparung und des vereinfachten Pflanzenschutzes. Gleichzeitig werde weniger Düngemittel sowie weniger Arbeitskraft benötigt. Dem gegenüber stehen die Anschaffungskosten für die Anlage oder die hohen Qualitätsanforderungen an das eingesetzte Wasser. Auch müssten die Pflanzen gepflegt werden, um die Wurzeln vor dem Absterben zu schützen. Diese Herausforderungen seien ebenfalls Thema des Red.Ort-Programms, weiß Barbara Calegari von Azienda Agricola Calegari, die Teil des Agribologna-Konsortiums sind. Der Betrieb setzt auf den erdlosen Anbau von Tomaten, sie ist vom Ergebnis überzeugt: Ein Vorteil des erdlosen Anbaus sei z.B, das Substrat mehrere Jahre verwenden zu können, was “beträchtliche wirtschaftliche Einsparungen” durch reduzierten Arbeitsaufwand bedeute, so Calegari. “Wenn man bedenkt, dass diese Art des Anbaus auch Pilzbefall reduziert und zu Produkten führt, die gesünder, gleichförmiger sind und den Anforderungen des Marktes entsprechen, sind die Vorteile wirklich beträchtlich”, findet sie. “Erdloser Anbau könnte 20 % Wachstum für die Produktion von Salaten und Erdbeeren bedeuten”, so Agribologna-Präsident Franco Linguerri, d.h. von 2.500 t auf 3.000 t Salat und von 50 t Erdbeeren auf 60 t. Mit positiven Auswirkungen dieses Projektes auf ca. 30 % der Produktion könne derzeit ein Umsatzanstieg von etwa 1 % erwartet werden, was etwa 600.000 Euro entspricht, zudem werde die Umweltbelastung gesenkt, fasste Linguerri zusammen.