Die italienische Forschungsagentur Enea (Nationale Agentur für neue Technologien, nachhaltige Energie und wirtschaftliche Entwicklung) hat eine Technologie entwickelt, mit der in Kläranlagen aufbereitetes Wasser u.a. für den Anbau von Obst und Gemüse genutzt werden und dabei sogar den Einsatz von Düngemitteln um bis zu 30 % reduzieren könnte. Die Vorstellung, Abwässer einzusetzen, sei erst einmal ungewohnt, wie auf Myfruit zu lesen ist. Dennoch komme die Forschung aufgrund der gravierenden Dürre genau zum richtigen Moment.
Und das aufbereitete Wasser bringe sogar Vorteile mit sich: „Es enthält bereits einige für das Pflanzenwachstum notwendigen Nährstoffe“, so die Forscher, die erste Versuche mit Pfirsich- und Tomatenpflanzen durchführten. Beim Pfirsichanbau habe man z.B. 32 % Stickstoff und 8 % Phosphor einsparen können, ein „beträchtlicher Anteil“. Zudem sei es möglich, durch eine Kontrolleinheit das Wasser entsprechend der Bedürfnisse einzelner Kulturen gezielt einzusetzen. „Jeder Pflanze ihr Wässerchen“, fasst Myfruit die Idee zusammen.
Bezüglich der bakteriellen Belastung könne man unbesorgt sein, so die Forscher. Sowohl bei Keimlingen als auch bei den Früchten habe man keinerlei Kontamination mit E-coli feststellen können. Auch in den Böden selbst habe man keinen signifikanten Anstieg der bakteriellen Gesamtbelastung feststellen können. Auch eine Nutzung für die innerständischen Wasserbedarfe sei denkbar. Luigi Petta, Projektkoordinator beim Enea, zeigt sich überzeugt: „Die erzielten Ergebnisse unterstreichen die Anwendbarkeit der technologischen Kette auf alle Kläranlagen, um eine nicht-konventionelle Wasserquelle zu gewährleisten, die sicher, wirtschaftlich günstig und in der Lage ist, die Pflanzen mit Nährstoffen zu versorgen, im Einklang mit den neuen, ab 2023 geltenden EU-Richtlinien″. Attilio Toscano, Professor für Agrarhydraulik an der Universität Bologna, betonte ebenfalls die Bewertung der Auswirkungen und der Sicherheit der Nutzung nicht-konventioneller Wasserressourcen für den Anbau von Nahrungsmitteln.
Das Versuchsprojekt zur Rückgewinnung des aus der Kläranlage abgeleiteten Wassers verfügt laut Angaben von Myfruit über ein Gesamtbudget von über 1,1 Mio Euro, wovon fast 800.000 Euro von der Region Emilia-Romagna finanziert und vom EU-geförderten Fonds für Entwicklung und Kohäsion (FSC) kofinanziert wurden. „Ziel ist es, die Rückgewinnung von gereinigtem Wasser zu verbessern, was perfekt in die Perspektive einer Kreislaufwirtschaft durch die Wiederverwendung von Wasserressourcen passt“, fasst Susanna Zucchelli, die Leiterin der Abteilung Wasser beim italienischen Versorgungsunternehmen Hera S.p.A., zusammen.