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Bei Obst und Gemüse droht Deutschland nach Einschätzung des Bundesausschusses Obst und Gemüse (BOG) und des Industrieverbands Agrar e.V. (IVA) eine wachsende Abhängigkeit von Importen aus dem Ausland. Durch eine künftig noch schlechtere Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln zur Kontrolle von Schädlingen, Pilzen und Unkräutern könnte der heimische Anbau durch die Ausbreitung resistenter Schädlinge und Pilzerreger und die damit einhergehenden Ernterisiken weiter zurückgedrängt werden, erklärten BOG und IVA.

Eine Projektgruppe des IVA hatte Datensätze aus der Zulassungsliste des für Pflanzenschutzmittel zuständigen Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ausgewertet und ermittelt, wie viele unterschiedliche Pflanzenschutz-Wirkstoffe und Wirkmechanismen in ausgesuchten O&G-Kulturen verfügbar sind und künftig zur Verfügung stehen werden.
Die phytosanitäre Achillesferse bei den Sonderkulturen ist in vielen Fällen die schlechte Verfügbarkeit von Insektiziden gegen Schädlinge, die ganze Ernten bedrohen. Gegen Apfelwickler sind künftig im Apfelanbau wohl nur noch zwei Wirkstoffe mit ausreichender Wirksamkeit zugelassen, daneben noch BT-Produkte mit geringerer Wirksamkeit. Noch dramatischer stellt sich die Bekämpfungssituation bei Kirschen und anderem Steinobst dar. Die letzten beiden noch verfügbaren chemischen Wirkstoffe werden voraussichtlich wegfallen. Gegen Schildläuse sind im Anbau von Kirschen und anderem Steinobst gar keine Mittel mehr für Spritzanwendungen zugelassen.
Der stellvertretende Vorsitzende des BOG, Christian Ufen, sagte: 'Kurzfristige Notfallzulassungen sind auf Dauer keine Lösung für unsere Obst- und Gemüsebauern. Wir benötigen Planungssicherheit und sind auf die ausreichende Verfügbarkeit von Wirkstoffen angewiesen.'
Frank Gemmer, Hauptgeschäftsführer des IVA, ergänzt: 'Wenn wir etwas aus der Corona-Krise mitgenommen haben, dann ist es eine höhere Wertschätzung für die Produktion von Nahrungsmitteln im eigenen Land. Für eine vollständige Selbstversorgung mit O&G fehlen uns in Deutschland vielleicht die Voraussetzungen, aber wir sollten alles daransetzen, dass in den traditionsreichen Anbauregionen weiter wettbewerbsfähig produziert werden kann. Sonderkulturen, egal ob im ökologischen oder konventionellen Anbau, sind aber auf wirksame Pflanzenschutzmittel angewiesen. Verschwinden O&G zugunsten von Getreide oder noch mehr Mais, verarmt nicht nur die Vielfalt im Anbau, es geht auch viel gewachsene Kulturlandschaft verloren.“