Die Heidelbeersaison in Brandenburg ist am 12. Juli offiziell eröffnet worden. Doch die Vorfreude auf die Kampagne wird durch die Sorgen der Erzeuger getrübt. Wie der Gartenbauverband Berlin-Brandenburg e.V. (GBB) mitteilte, werde die Trockenheit die Zukunft des Brandenburger Gartenbaus komplett in Frage stellen, wenn jetzt nicht klare Zeichen aus der Politik kämen.
Brandenburg gehöre laut Umweltbundesamt jetzt schon zu einer der trockensten Regionen Deutschlands. Laut Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung herrschte bereits Anfang Juni in tieferen Bodenschichten außergewöhnliche Trockenheit, informiert der GBB.
Reiner Matthes ist Geschäftsführer des Gartenbaubetriebes Pomona. Hier fiel der offizielle Startschuss in die Saison. Er erklärte: „Wir haben die Sorge, dass angesichts der klimatischen Veränderungen unser Wasserkontingent gekürzt werden könnte. Ohne eine funktionierende Bewässerung ist der Obstbau in unserer Region nicht möglich. Deshalb verwenden wir bereits wassersparende Tröpfchenbewässerung mit Zeitsteuerung, um gezielt und ohne Verdunstungsverluste bewässern zu können.“ Zudem beklagte er die ungleichen Produktionsbedingungen sowohl innerhalb der EU als auch außerhalb der EU. „In Deutschland erhalten wir immer schärfere Gesetze, immer mehr Naturschutzauflagen, dürfen kaum noch Pflanzenschutz anwenden. Demgegenüber verwenden unsere direkten Nachbarn wie etwa Polen und Frankreich oder aber Chile Pflanzenschutzmittel, die in Deutschland längst verboten sind. Bei der Einfuhr nach Deutschland wird importiertes Obst hingegen nur stichprobenhaft auf mögliche Rückstände untersucht“, so Matthes weiter.
Diese ungleichen Produktionsbedingungen ebenso wie der deutlich geringere Mindestlohn im Ausland bestimmen laut Dr. Klaus Henschel, Präsident des GBB, aber den Preis, mit dem produziertes Obst aus unserer Region konkurriert. Er erklärte: „In den letzten fünf Jahren haben über neun Prozent der Obstbaubetriebe in Deutschland den Betrieb eingestellt. Dabei sollten wir seit Corona, dem Ukraine-Krieg oder der derzeitigen Medikamentenknappheit eigentlich wissen, wie wichtig und grundlegend die Selbstversorgung in einem Land ist.“
Im Vorfeld der Saisoneröffnung erklärte Brandenburgs Agrarminister Axel Vogel: „Heidelbeeren sind frisch, gesund und lecker. Doch wie bei anderen Obst- und Gemüsesorten sind die Brandenburger Betriebe auch bei der Heidelbeere in Konkurrenz mit ausländischer Ware, die häufig ganzjährig im Handel und oft zu niedrigeren Preisen angeboten wird. Damit verbunden sind lange Lieferwege und entsprechende Klimabelastungen. Ich werbe deshalb sehr dafür, beim Kauf der blauen Vitaminbomben auf Brandenburger Anbaubetriebe mit ihren hohen Qualitätsstandards zu achten.“
Kulturheidelbeeren wurden in Brandenburg laut Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2022 auf 401 ha gepflückt. Trotz eines Rückgangs um 14 ha bleibt die blaue Beere nach wie vor Brandenburgs wichtigste Strauchbeerenart. Seit 2012 ist dies der erste Anbaurückgang. Die Erntemenge von 1.814 t ist fast genauso hoch wie 2021 und entspricht mehr als 60 % der gesamten Beerenernte.