Trauben kommen bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern wirklich gut an, wie Cindy van Rijswick von Rabobank Research Food & Agribusiness anlässlich des Fruitnet Grape Congress betonte. Rund 250 Teilnehmende aus 16 Ländern waren ins süditalienische Bari gereist, um dort am 4. Juli der ersten Ausgabe des Events beizuwohnen.

“In den turbulenten vergangenen vier Jahren haben wir gesehen, dass die Nachfrage vor allem in Europa robust ist”, so van Rijswick in ihrem Eröffnungsvortrag weiter. Jetzt dürfe die Branche nicht einschlafen, stellte sie jedoch auch fest. Es gelte nun auch zu berücksichtigen, dass zwar einerseits die Marktpreise im vergangenen Jahr recht gut gewesen seien, Kosten und Risiken entlang der Lieferkette für die Landwirte inzwischen einen deutlichen Anstieg verzeichnet hätten.

Ernte von Vittoria-Trauben in Apulien | Regina di Puglia

Ernte von Vittoria-Trauben in Apulien, der Veranstaltungsregion des ersten Fruitnet Grape Congress

Nichtsdestotrotz gebe es einige neue Sorten, die mit gutem Geschmack und verbessertem Shelf-life das Interesse der Konsumenten und Käufer gleichermaßen wecken. Diese neuen Varietäten hätten den Geschmacksnerv der Verbraucher getroffen, erklärte van Rijswick, doch nun gelte es auch, Sorten zu finden, die mit Dürre und anderen klimawandel-bedingten Wetterextremen zurechtkämen. “Die Trauben müssen eine Win-Win-Situation für die gesamte Lieferkette darstellen, um erfolgreich zu sein”, so die Analystin.

Für alle von Vorteil

Dabei gehe es allerdings nicht grundsätzlich um mehr Masse, unterstrich Josefina Mena, kaufmännische Leiterin des spanischen Unternehmens Moyca. Für sie bestand die aktuelle Herausforderung darin, herauszufinden, welche der zahlreichen Sorten die Anforderungen der Verbraucher, des LEH und der Erzeuger erfüllen. “Wir haben früher mit mehr als 50 Sorten gearbeitet, aber jetzt versuchen wir, diese Zahl zu reduzieren und herauszufinden, welche die besten sind”, erklärte sie. “Am Anfang war es nicht einfach, neue Sorten und Geschmacksrichtungen einzuführen, weil die Verbraucher nicht bereit waren, die zusätzlichen Kosten dafür zu tragen. Aber die nordeuropäischen Märkte haben uns geholfen. Und jetzt geben uns die Züchter mehr Beständigkeit, einen besseren Crunch und eine bessere Haltbarkeit”, so Mena.

Idealzahl: 18?

Auch John Pandol des kalifornischen Unternehmens Pandol Bros sieht in der Sorteninnovation den Schlüssel zu optimalen Konsumerlebnissen, steigenden Verkaufszahlen und nachhaltigem Anbau für Produzenten und Exporteure. Nie habe man mehr Sorten und Produzenten gehabt, aber auch nie so viele Unterbrechungen der Lieferkette wie aktuell. Es sei daher gut, mehr Ware aus mehr Quellen zur Verfügung zu haben. Das bedeute auch, dass z.B. in Kalifornien einst große Sorten wie Thompson oder Red Globe, die einmal 70 % Anteil an der Gesamtproduktion hatten, heute bei etwa 40 % liegen. Dass die Diversifizierung unendlich weiter geht, glaubte er allerdings nicht. Zwar werde man weiter testen, doch letztendlich werden sich Lieferanten und auch Anbaugebiete auf ein für sie ideales Maß einpendeln. “Für uns bedeutet das, dass wir in unserer fünfmonatigen Saison drei bis vier Rosé- und weiße Trauben haben, vielleicht drei dunkle Sorten, und noch eine Specialty. Die Idealzahl liegt für uns bei bis zu 18 Varietäten”, so Pandol.

Fazit

Kurz: Neue, “optimierte” Sorten bieten ein großes Marktpotenzial. Es gilt, weiter in geschmacklich überzeugende, klimaresistentere Sorten zu investieren, wenn Produzenten ihre Marktanteile halten wollen. Auch könnten zu viele Sorten verwirren, Wachstum sei eher bei einem Fokus auf Gewinner-Sorten zu erwarten - soweit die Schlüsselerkenntnisse des ersten Fruitnet Grape Congres

FGC 2024 CW Josefina Mena John Pandol

Chris White (l.), hier im Gespräch mit Josefina Mena und John Pandol