Die Pandemie und geopolitische Instabilität im östlichen Teil Europas sorgen für eine nie dagewesene Situation. Zu diesem Fazit kommt Freshfel Europe in einer Bestandsaufnahme der aktuellen Krisensituation in der Ukraine, die unmittelbar auf die bereits zwei Jahre dauernde Pandemie folgt. „Für den O+G-Sektor stellen die kombinierten Auswirkungen der Kostenerhöhungen in den verschiedenen Bereichen zusätzliche Belastungen in Höhe von fast 10 Mrd Euro pro Jahr dar.
Hinzu kommen die Logistikkosten für den lokalen Vertrieb sowie für den Langstreckentransport auf dem See- oder Luftweg. Die gesamten zusätzlichen Logistikkosten belaufen sich für den europäischen Frischwarensektor auf fast 4 Mrd Euro. Darin nicht enthalten sind andere logistische Nebeneffekte wie Verzögerungen oder einfach die fehlende Verfügbarkeit von Containern“, zieht der Freshfel Europe Generaldelegierte Philippe Binard Bilanz. Was den Handel betrifft, so verweist die Analyse von Freshfel Europe darauf, dass der Obst- und Gemüsesektor im vergangenen Jahrzehnt bereits wiederholt das Opfer von Folgen geopolitischer Auseinandersetzungen war. Die wichtigsten Destinationen in der EU-Nachbarschaft waren nach und nach betroffen: Russland im Jahr 2014, Algerien im Jahr 2016, Belarus im Januar 2022 und nun die Ukraine im Februar 2022. „Heute, da die Folgen des russischen Embargos noch nicht vollständig beseitigt sind, wird die Situation durch die neuen Entwicklungen weiter verschärft. Angesichts der langfristigen Investitionen in den Obstanbau vieler Länder ist die Ausrichtung der Produktion auf neue Absatzmärkte komplex, zeitaufwendig und kostspielig'. Die schwindende Kaufkraft der europäischen Bürger sei für den Sektor bereits deutlich spürbar, da die Verbraucher zunehmend gezwungen seien, ihre Haushaltsbudgets sorgfältig zwischen einem Anstieg der Energierechnungen und dem Budget für Lebensmittel auszutarieren. Die derzeitige Situation bedeute, so Binard, dass die Preise für Obst und Gemüse auf Verbraucherebene ansteigen müssen, um die enorm gestiegenen Kosten in der Lieferkette zu kompensieren. „Es sei daran erinnert, dass Obst und Gemüse im Sortiment des Einzelhandels nach wie vor die billigste Ernährungsoption bleiben, mit einem Durchschnittspreis pro Kilogramm von oft unter 2 Euro, während andere Lebensmittelkategorien weit über 10 oder sogar 20 Euro/kg liegen.'