Die Förderung von Bio-Produkten mit bis zu 30 % des Budgets spiegele die aktuelle Produktionsleistung, Marktrealität und Verbrauchernachfrage nicht wider, dies erklärten Freshfel Europe und sieben weitere europäische Landwirtschaftsverbände gegenüber dem Landwirtschafts-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski.
Während die zusätzlichen 11,1 Mio Euro, die im European Commission 2021 Promotion Annual Work Programme (AWP) 2021 zusätzlich zu den bereits bestehenden 8 Mio Euro zur Förderung einer gesunden Ernährung zur Verfügung stehen, wurden begrüßt. Aber, wie Freshfel betonte, wurden die Forderungen nach einer Diskussion über die sich entwickelnden Prioritäten und die neue Budgetaufteilung im AWP von der Europäischen Kommission leider ignoriert.
Simona Rubbi, CSO und Vorsitzende der European Commission Civil Dialogue Group for Quality and Promotion, erklärte: 'Der Obst- und Gemüsesektor unterstützt aktiv die Ziele des European Green Deal und der Farm to Fork-Strategie der Europäischen Kommission. Neue und überarbeitete Richtlinien im Rahmen dieser EU-Initiativen werden nach und nach viele positive Aspekte für Frischprodukte, die Ernährung der EU-Bürger und für den Planeten bringen. Ein erhöhtes Budget zur Förderung einer gesunden Ernährung ist eine sehr positive Nachricht. Die Europäische Kommission soll die Ambitionen der Farm to Fork-Strategie aber nicht nur auf den ökologischen Landbau beschränken. Viele andere Aspekte erleichtern der Branche heute den Weg zu mehr Nachhaltigkeit in Produktion, Handel und Konsum. Dies hätte sich im AWP 2021 besser widerspiegeln sollen, indem es mehr Flexibilität gewährt und der Branche mehr Möglichkeiten bietet, seine Bemühungen zu zeigen, um zu den Zielen des Europäischen Green Deals und der Farm to Fork Strategie beizutragen.' Alle nachhaltigen Produktions- und Geschäftspraktiken, die sich in diese Richtung bewegen, sollten ebenfalls durch das EU-Förderbudget unterstützt werden können, um die Ziele des Europäischen Green Deals und der Farm to Fork-Strategie zu erreichen. „Um die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen, ist die ökologische Produktion nicht die einzige Lösung, um die Versorgung zu sichern. Andere nachhaltige Methoden müssen möglicherweise übernommen und gefördert werden.'
Die ökologische Obst- und Gemüseproduktion mache nur rund 5 % des gesamten EU-Frischwarenmarktes aus. In Anbetracht einer bevorstehenden Wirtschaftskrise, die u.a. aus der Covid-19-Pandemie resultiere, sei es schwierig, die Gründe für die Entscheidung der Europäischen Kommission zu verstehen, die Förderung eines Nischenmarktes auf Verbraucher auszurichten, die sich Produkte leisten können, die drei- bis viermal so teuer seien wie andere Produkte, heißt es weiter. Der Generaldelegierte von Freshfel Europe, Philippe Binard, kommentierte: 'Die Absatzförderungspolitik ist ein sehr wertvolles politisches Instrument für den Obst- und Gemüsesektor. Wir sind besorgt darüber, dass sich die Politik in Richtung einer Ausgrenzungsstrategie bewegt und ihr Förderungsbudget auf ein Nischenproduktions- und Verbrauchersegment ausrichtet. In der heutigen Zeit, in der die Gesellschaft tief von der Covid-19-Krise betroffen ist, sollte die Absatzförderungspolitik allumfassend sein und eine gesunde Ernährung mit allen Arten von Obst und Gemüse gegenüber allen Verbrauchern fördern, unabhängig von der Produktionsmethode.' Freshfel Europe geht davon aus, dass das für die Förderung des ökologischen Landbaus bereitgestellte Budget nicht voll ausgeschöpft werden wird, insbesondere für den Exportmarkt. Die Europäische Kommission sehe bereits während der Antragsfrist eine Neuzuweisung von nicht genutztem Budget vor. Freshfel Europe hält dies nach eigenen Angaben für einen Weg, um den „Fehler der Europäischen Kommission bei der Bewertung der Prioritäten des AWP zu korrigieren“. Dies sei aber keine solide Verwaltung des Budgets und respektiere zudem die Arbeit der Antragsteller nicht, so Freshfel Europa. Binard forderte die Europäische Kommission auf, in Zukunft einen intensiveren Dialog mit den Unternehmen zu führen, um der Marktrealität besser gerecht zu werden.