Für Arnaud Rousseau, Präsident des französischen Bauernverbandes FNSEA, haben die Proteste der Landwirte in den vergangenen Monaten dazu beigetragen, das Thema Ernährungssicherheit zurück in den Fokus zu rücken, erklärt er gegenüber der europäischen Nachrichtenseite Euractiv.
Dennoch stünden viele Menschen der Landwirtschaft distanziert gegenüber. Aus diesem Grund habe der FNSEA in dieser Woche die Spitzenkandidaten der französischen Wahllisten eingeladen, um die Wähler über die jeweiligen Agrarprogramme der Parteien zu informieren. Schließlich seien weniger als zehn der 79 französischen Europaabgeordneten mit dem Thema vertraut − Tendenz sinkend, denn einige Abgeordnete, die sich mit Agrarfragen befassten, stünden nicht mehr zu Wahl. Das laufe in Deutschland anders, so Rousseau gegenüber Euractiv. Mit häufigen Wiederwahlen sorge man hier für ein Ansammeln von Erfahrungen, was eine “effizientere Strategie” z.B. für die Erstellung von Berichten sei.
Die vergangene Kommission sei jedenfalls “das beste Beispiel dafür, was man nicht tun sollte”. Der Green Deal 2019 sowie der “Würgegriff” von Franz Timmermans hätten kurz nach der Pandemie beendet werden müssen, betonte Rousseau − auch, wenn der Klimawandel und die Dekarbonisierung dadurch nicht verschwinden. Es gehe ja auch nicht darum, von neu anzufangen, sondern auf den Grundlagen der letzten Kommission aufzubauen und Produktion, Forschung und Innovation in den Vordergrund zu rücken − ebenso Freihandelsabkommen. Allerdings nicht das zwischen der EU und den Mercosur-Ländern, das für Rousseau in seiner derzeitigen Form mit einer Unterzeichnung “das Ende des Wunsches” darstelle, ein europäisches Projekt zum Schutz der Landwirte aufzubauen, wird der FNSEA-Präsident auf Euractiv zitiert.
Mehr Gewicht für neue Agrar-Kommission
Für die nächste Kommission wünsche er sich angesichts der Bedeutung der Landwirtschaft für den europäischen Haushalt “einen Kommissar mit ausreichend politischem Gewicht, um die Ambitionen der europäischen Landwirtschaft an vorderster Front voranzutreiben”, heißt es auf der Seite weiter. Die Erlebnisse mit dem scheidenden Agrarkommissar habe sie “eine Lektion erteilt”. Weitere Demonstrationen seien zumindest seitens des FNSEA aktuell frühestens für den Herbst geplant, gab Rousseau bekannt. Man werde aber die Pläne der Kommission wachsam beobachten, hieß es abschließend.