Der DSLV Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) begrüßt und unterstützt die Neuausrichtung der Automobilindustrie hin zu verschiedenen Technologiepfaden.
Auch die Verhandlungsgruppen von Union und SPD, so der Bundesverband, müssten sich für die Positionierung der neuen Bundesregierung jetzt dringend einem Anrechnungsmechanismus für CO2-neutrale Kraftstoffe öffnen und diese in Brüssel aktiv vertreten.
Der alleinige Tank-to-Wheel-Ansatz im europäischen Recht bremse schnelle CO2-Reduktionserfolge im Straßengüterverkehr. Bereits im September 2023 hatte sich der DSLV deshalb im Verbund mit mehr als 80 Verbänden und Unternehmen nachdrücklich für einen Carbon Correction Factor (CCF) in der europäischen CO2-Regulierung für Nutzfahrzeugflotten ausgesprochen, mit dem die Minderungspotenziale erneuerbarer Bio-Kraftstoffe wie HVO100 oder Bio-LNG angerechnet werden können.
Für eine zügige Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrssektors greife eine einseitige Fokussierung auf elektrisch betriebene Nutzfahrzeuge (All-electric-Approach) in der EU-Gesetzgebung viel zu kurz. DSLV-Vizepräsident Dr. Micha Lege: „Nicht der Verbrennungsmotor ist das Problem, sondern die Emissionen aus fossilen Kraftstoffen. Deshalb ist entscheidend, dass die eingesetzte Energie zur CO2-Reduktion beiträgt. Das trifft bei alternativen Kraftstoffen ebenso zu, wie bei grün produziertem Strom für den Batteriebetrieb.“
Wie immer die Marktchancen erneuerbarer Kraftstoffe eingeschätzt würden – es bestehe kein Grund, das mit der ausgereiften Lkw-Verbrennertechnologie und der bestehenden Tankinfrastruktur erreichbare CO2-Minderungspotenzial von den Grenzwertberechnungen auszuschließen. „Die Speditions- und Logistikbranche könnte viel zügiger zur Annäherung an die ambitionierten Klimaziele beitragen. Dafür braucht es verbindliche Investitionssignale. Eine noch in diesem Jahr vorgezogene Überprüfung der CO2-Flottenregulierungen muss hierfür die Weichen stellen“, erläutert Lege.
Noch längst seien die Voraussetzungen für die Antriebswende nicht geschaffen. In den meisten EU-Mitgliedstaaten hinke der Netzausbau den Bedarfen hinterher. Es fehlen die Ladeinfrastrukturen für schwere elektrisch betriebene Nutzfahrzeuge. Lege warnt: „Angesichts des prognostizierten Güterverkehrswachstums auf Europas Straßen sind die Klimaziele ohne erneuerbare, alternative Kraftstoffe nicht fristgerecht zu erreichen. Im Mittelpunkt muss das Ergebnis – eine CO2-freie Supply Chain – und nicht eine einzelne Technologie stehen.“ Sobald die Ladeinfrastrukturen in den EU-Mitgliedstaaten stehen und mit preiswertem grünem Strom gespeist werden können, werden elektrisch angetriebene Lkw in ausgewählten Anwendungsfällen der Logistik wirtschaftlich eingesetzt werden können. Doch bis dahin sei es noch ein weiter Weg.
„Wer den Lkw-Verbrenner schon jetzt mit einem Enddatum versieht, schadet dem Klimaschutz mehr, als dass er ihm nützt“, sagt Lege und weiter: „Nach wie vor kämpfen Speditionen mit hohen Kosten in einem schwierigen Marktumfeld und einer niedrigen Zahlungsbereitschaft bei Industrie und Handel für Klimaschutzanstrengungen ihrer Logistikdienstleister.“ Deshalb sei es wichtig, auch zusätzliche Anreize zur CO2-Vermeidung zu schaffen, z. B. über Energiesteuersenkungen und eine Anrechnung alternativer Kraftstoffe in der Lkw-Maut. „Was der Logistiksektor jetzt braucht, sind Impulse und keine Verbote. Deshalb kommt das Umdenken der Nutzfahrzeugindustrie zur richtigen Zeit. Hieran muss sich jetzt auch die neue Bundesregierung orientieren“, fordert Lege.