Der Einsatz digitaler Technologien hat bei landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland in fast allen Bereichen zugenommen. Das geht aus den veröffentlichten Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage von Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom hervor.
Insgesamt nutzen demnach neun von zehn Betrieben bereits digitale Technologien. Damit sei die Branche bereits heute digitaler „als die meisten anderen Sektoren der Wirtschaft“, betonte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder im Rahmen einer Ergebnisvorstellung vor Journalisten.
Der Umfrage zufolge sind GPS-gesteuerte Landmaschinen am gängigsten und bei 69% der Betriebe im Einsatz. Das sind 11 Prozentpunkte mehr als bei der letzten Bitkom-Befragung im Jahr 2022. Den größten Zuwachs verzeichneten Farm- oder Herdenmanagementsysteme, die aktuell bei 46% der Befragten angewendet werden; 2022 waren es erst 32%.
Lediglich der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) stockt. Sowohl 2022 als auch 2024 gaben 9 % an, KI bereits zu nutzen; wobei 38 % der Unternehmen planen oder darüber diskutieren, dies in Zukunft zu tun. Vor allem bei größeren Betrieben mit mehr als 99 ha ist KI ein Thema, mit dem sich über die Hälfte auseinandersetzen. Dabei wird für Prognosen wie Klima- und Wettervorhersagen und der betrieblichen Planung das größte Potenzial von KI gesehen.
Je größer, desto mehr
Generell gilt dies auch für digitale Lösungen im Allgemeinen; 60% gaben an, dass sich digitale Technologien nur für größere Betriebe lohnen. „Je größer der Betrieb, umso umfassender werden digitale Technologien eingesetzt und umso offener steht man ihnen gegenüber“, fasste Rohleder zusammen. Für die Umfrage wurden 500 landwirtschaftliche Betriebe ab 20 Hektar in West- und ab 100 Hektar in Ostdeutschland befragt.
Allerdings sind 91% der Betriebe der Meinung, digitale Technologien können helfen, Dünger, Pflanzenschutzmittel und andere Ressourcen einzusparen. Als Hauptvorteil der Digitalisierung wird vor allem die Zeitersparnis gesehen, gefolgt von höherer Produktionseffizienz und körperlicher Entlastung. Größtes Hemmnis für die weitere Digitalisierung stellen jedoch für drei Viertel der Befragten die hohen Investitionskosten dar. Lediglich 10% gaben an, sowohl in der Vergangenheit investiert zu haben, es in diesem Jahr wieder zu tun sowie es für die Zukunft zu planen.
Mehr Chance als Risiko
„Fast 80% der Landwirtinnen und Landwirte sehen die Digitalisierung als Chance“, beschrieb der Vizepräsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Prof. Till Meinel, ein weiteres zentrales Umfrageergebnis bei der Vorstellung. Das decke sich mit seinen Erfahrungen. „Die meisten sind realistisch genug und erkennen angesicht von Fachkräftemangel und steigender gesellschaftlicher Anforderungen die weitere Digitalisierung von betrieblichen Abläufen als einen Baustein, um ihre Unternehmen zukunftsfest aufzustellen“, so Meinel. AgE