Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, insbesondere im Alpenraum, wo die Auswirkungen stärker und schneller spürbar sind als in anderen Regionen Italiens. Das sich ständig wandelnde Szenario ist geprägt von extremeren Wetterphänomenen, wie Christian Gamper, Qualitätsverantwortlicher für Bio bei VIP (Verband der Vinschger Obst- und Gemüseproduzenten), erklärt.

„Seit 2017 beobachten wir zunehmend klimabedingte Probleme in der Produktion, die zu immer variableren Erträgen führen. Das Vorkommen von Schädlingen wie der Wolligen Apfelblattlaus häuft sich, ebenso frühe Blühphasen, auf die oft Spätfrost folgt.“ Auf diese Vielfalt von sich verändernden Rahmenbedingungen in der Produktion müsse reagiert und Vorsorge getroffen werden. VIP pflege daher eine enge Zusammenarbeit mit dem Versuchszentrum Laimburg und dessen Forschungsprogrammen sowie mit dem Südtiroler Konsortium für Sortenerneuerung. Ziel sei es, eine Auswahl an Apfelsorten zu züchten, die resistenter gegenüber Schädlingen, Pilzkrankheiten und Hitze sind. „Dank dieser Forschungsarbeit sind bereits heute 30% unserer biologischen Sorten wie Topaz, Bonita, SQ159-Natyra® und Pinova schorfresistent“, erläutert Gamper.

Christian Gamper

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Christian Gamper, Qualitätsbeauftragter bei VIP-Bio

Innovationen im Anbau und in der Lagerung

Neben der Züchtung habe man zuletzt Zeit auch die Erforschung neuer Wuchsunterlagen als Lösung für die klimabedingten Herausforderungen intensiviert. Praxisnahe Experimente und Forschungen würden zunehmend zu einem wichtigen Erfolgsfaktor im Apfelanbau. „Einerseits blicken wir in die Zukunft, andererseits handeln wir in der Gegenwart. Viele Bio-Apfelwiesen im Vinschgau sind bereits mit Frostschutzberegnung ausgestattet und mit Hagelnetzen abgedeckt. Die Hagelnetze dienen zudem als Schattenspender, um die Bäume vor der Sommerhitze zu schützen“, erläutert Christian Gamper. Neben Professionalität und ein hohes Fachwissen der Produzenten im Vinschgau setze man bei VIP auf den Einsatz moderner Technologien in der Weiterverarbeitung der Bio-Äpfel, wozu Verfahren wie die Warmwasserbehandlung gehören, was Fäulnis während der Lagerung reduziert, oder auch Waschanlagen, die Lagerschäden minimieren helfen, führt Gamper dazu aus.

Nachernte-Behandlung der Äpfel mit Warmwasser

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Die Nachernte-Behandlung mit Warmwasser beugt Lagerschäden vor.

Die Ernteergebnisse 2024

Trotz der Herausforderungen habe man die Ernte 2024 der Bio-Äpfel im Vinschgau erfolgreich abgeschlossen. „Die heurige Erntemenge beträgt 94% des Erntevolumens im Vorjahr. Die Qualität ist stabil, mit einer höheren Festigkeit als im letzten Jahr und einem Zuckergehalt, der perfekt im Durchschnitt liegt. Alle diese Merkmale bestätigen die Qualität unserer Arbeit und den von VIP eingeschlagenen Weg.“ Gala bleibe die wichtigste Sorte, mit einer Produktionsmenge von 16.000 t. Es folgen Pinova mit etwa 8.000 t, der Clubapfel Bonita mit 4.000 t und Topaz mit 2.000 t. Schwieriger sei die Saison für den Golden Delicious verlaufen: Außergewöhnliche Wetterereignisse wie viel Regen und Kälte im Frühjahr sowie starker Wind und Niederschläge während der Ernte haben die Erntemenge des Bio-Golden auf die Hälfte des Vorjahrs reduziert, d.h. auf 5.400 t.

Führungsposition für Bio-Äpfel in Europa festigen

„Das Ziel von VIP bleibt klar: Wir wollen unsere Führungsposition im Bereich Bio-Äpfel in Europa festigen und gleichzeitig den Produzenten angemessene Erlöse sichern. Im Verband und in den Vinschger Genossenschaften zeigt sich, dass durch Resilienz und Innovation die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken in Wachstumschancen verwandelt werden können. Die Professionalität jedes einzelnen Mitglieds ist dabei ein unverzichtbarer Bestandteil vom großen Ganzen“, so Christian Gamper abschließend.

Hagelschutznetze im Apfel-Anbau

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Die immer stärker eingesetzten Hagelschutznetze dienen den Äpfel zusätzlich als Sonnenschutz.