Foto: New Africa/AdobeStock

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Schon vor vielen Wochen hatte die AMI die deutsche Kartoffelernte 2020 als viel zu groß für den vorhandenen Bedarf eingeschätzt. Im September hat das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft amtlich die frühe AMI-Expertise bestätigt.

Mit vorläufig 11,6 Mio t Kartoffeln ist schon der Zuwachs von fast 1 Mio t gegenüber dem Vorjahr beachtlich. Das Ergebnis von 2018 wird sogar um 2,7 Mio t übertroffen. Zum Ernteplus trugen sowohl die Flächenentwicklung als auch ein Ertragszuwachs bei. Die Anbauausdehnung belief sich auf 3.300 ha, sodass insgesamt 275.000 ha Kartoffeln angebaut wurden. In Niedersachsen gab es den größten Zuwachs, nämlich um 3.600 ha auf 123.300 ha. Damit hat sich die Bedeutung des Bundeslandes für die Versorgung mit Kartoffeln noch weiter erhöht. 45 % des deutschen Kartoffelareals befinden sich allein dort. Ein Ertragszuwachs war 2020 möglich, weil der Witterungsverlauf nicht von ganz so vielen Extremen geprägt war wie in den beiden Vorjahren. Vor allem in Bayern gab es häufiger sogar durchweg besonders gute Witterungsbedingungen. Insgesamt kamen die Erträge im Bundesmittel aber mit 420 dt/ha noch nicht über ein durchschnittliches Ergebnis hinaus. Für die Analyse relevant ist die Anbauausrichtung. Das Flächenplus fiel vor allem dem Stärkekartoffelanbau zu. Auch wurde ein größeres Areal mit Pflanzkartoffeln bestückt. So bleibt am Ende eine etwas kleiner Fläche für Speise- und Verarbeitungskartoffeln übrig als 2019. Das Areal markiert aber trotzdem den zweithöchsten Stand der vergangenen zwölf Jahre. Vielerorts war 2020 ein Drahtwurmjahr. Dazu gesellten sich häufig Probleme mit Drycore, Rhizoctonia oder Schorf. Speisekartoffeln haben aufgrund des Witterungsverlaufs mit hohen Temperaturen viel Sonne und wenig Wasser oft hohe Stärkegehalte. Deren Ernte bei trockenem und warmem Wetter hat in der ersten Phase der Einlagerung regelmäßig für Qualitätseinbußen durch mechanische Beschädigungen gesorgt. Es gibt 2020 einen größeren Unterschied zwischen der Bruttoernte und der tatsächlich zum Abpacken oder Verarbeiten geeigneten Nettoernte. Dabei sind Reaktionen im Lager noch nicht berücksichtigt. Auch wenn die Nettoernte kleiner ist, bleibt die Marktversorgung zunächst reichlich. Frischware ist im Schälsektor zu viel und drängt mitunter in die Abpackschiene. Dort profitieren die Akteure aber von einer lebhafteren Nachfrage der Verbraucher im Home-Office. Die wird allerdings nicht ausreichen, um die Absatzeinschränkungen für frische Kartoffeln im Export auszugleichen. Wie in Deutschland sind 2020 auch die Ernten in West- und Osteuropa ziemlich groß. AMI