In Sachen Spargel nimmt Deutschland eine Sonderstellung ein. Bei einem Anteil der Ertragsfläche von gut 17 % an der gesamten Gemüseanbaufläche in Deutschland ist das auch nicht verwunderlich. Ein so hoher Anteil wird in keinem anderen Land der EU erreicht. Allerdings hat die einstige Erfolgsgeschichte in der Saison 2022 einen herben Dämpfer erfahren.
Aufgrund der Kaufzurückhaltung der Verbraucher war das Angebot zu groß, und die Preise standen unter Druck. Um zukunftsfähige Strategien zu entwickeln ist es wichtig, die Ausgangslage zu analysieren.
In der EU macht der Spargelanbau rund 3 % der gesamten Gemüseanbaufläche (inklusive Melonen) aus. Höhere Anteile in einzelnen Ländern sind die Ausnahme und nur in Spanien, Österreich, Luxemburg und eben Deutschland zu finden. Obwohl Deutschland bezüglich der Anbaufläche und der Erntemenge mit weitem Abstand führend ist, spielt es im internationalen Handel fast ausschließlich als Importeur eine Rolle. Von der gesamten Spargelernte in Europa entfielen 2021 rund 38 % auf Deutschland. Zusammen mit Spanien und Italien stehen die drei Länder für fast drei Viertel der gesamten Spargelernte in der EU. In den vergangenen zehn Jahren ist die Spargelernte in Polen stark gestiegen, allerdings von einem niedrigen Niveau aus. Dort sind in den vergangenen Jahren neu gepflanzte Anlagen in den Ertrag gekommen.
Deutschland ist auch größter Importeur
Innerhalb Europas ist Deutschland nicht nur der größte Spargelproduzent, sondern auch der wichtigste Importeur. Von den gesamten Spargeleinfuhren in die EU ging 2021 rund ein Viertel nach Deutschland und das trotz der umfangreichen Inlandsernte. Wichtigste Herkünfte für den deutschen Markt sind Spanien, Griechenland, Italien und Peru. Während Peru den geringen Bedarf außerhalb der deutschen Saison abdeckt, überschneiden sich die Importe aus den europäischen Ländern häufig mit der deutschen Ernte. Allerdings entfällt ein großer Teil der Importe auf grünen Spargel, dessen Produktion in Deutschland eher noch eine Nische ist.
In der Saison 2022 wurden die Importe mit dafür verantwortlich gemacht, dass die Preise in Deutschland stark unter Druck standen. Durch die Platzierung im Lebensmitteleinzelhandel hätten die Verbraucher mehr importierten und weniger deutschen Spargel gekauft, so war zu hören. Das eigentliche Problem war jedoch ein anderes. Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten und der stark gestiegenen Preise in vielen Bereichen des täglichen Lebens haben die Verbraucher insgesamt deutlich weniger Spargel gekauft als in den Vorjahren. Davon waren deutscher Spargel und die Importe gleichermaßen betroffen, so dass keine Verschiebungen im Einkaufskorb feststellbar waren. Zudem zeigt ein Blick in die Außenhandelsstatistik, dass 2022 bislang eher weniger als mehr Spargel nach Deutschland importiert wurde.
AMI