Bundesumweltministerin Steffi Lemke eröffnete am 16. Januar gemeinsam mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und dem Vizeminister für Umwelt der Tschechischen Republik, Jiří Lehejček, in Berlin den diesjährigen BMUV-Agrarkongress, so das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
Die Klimakrise zeige mit Hochwasser oder Dürre heute schon, wie entscheidend der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen durch natürlichen Klimaschutz und vorsorgende Klimaanpassung seien. Der Agrarkongress diskutiere deshalb die Frage, wie gleichzeitig die Existenzgrundlagen der Landwirtschaft in Zeiten der Klimakrise gesichert und die Landwirtschaft gemeinsam zukunftsfest aufgestellt werden kann.
Bundesumwelt- und Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke: „Bäuerinnen und Bauern arbeiten hart, von frühmorgens bis abends und sieben Tage in der Woche, um unsere Nahrungsmittel herzustellen. Sie verdienen unser aller Respekt und Wertschätzung. Ein Aspekt kommt mit in der aktuellen Debatte oft zu kurz: Die Bäuerinnen und Bauern sind auf eine intakte Natur angewiesen, ihre wichtige Arbeit hat nur dann eine Zukunft, wenn wir unsere natürlichen Lebensgrundlagen schützen. Immer häufigere Hochwasserereignisse und Dürren bedrohen die Ernten, Böden werden ausgelaugt und erodieren, ihre Funktion als Wasser- und Kohlenstoffspeicher ist in Gefahr, die biologische Vielfalt schwindet. Der Schutz der Landwirtschaft und Umweltschutz sind deshalb zwei Seiten derselben Medaille. Mein Ministerium treibt viele Projekte voran, um vorzusorgen – und das Land besser an die Folgen der Klimakrise anzupassen. Mit dem Aktionsprogramm für Natürlichen Klimaschutz stärken wir unsere Ökosysteme, mit der Wasserstrategie planen wir den Schutz der wichtigen Ressource Wasser. Damit helfen wir, die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland zu sichern.“
Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung, Cem Özdemir: „Die Klimakrise macht unsere Ernten zum Lotteriespiel. Das kann man in diesen Wochen des Protests leicht vergessen. Viele Bauern sind bereit für Veränderungen, um unsere natürlichen Ressourcen besser zu schützen – oder machen das längst. Unsere Landwirtinnen und Landwirte dürfen aber nicht diejenigen sein, die die Rechnung alleine zahlen. Wir wollen den Höfen ermöglichen, dass sie ein gutes und stabiles Einkommen mit ihren Produkten erzielen und gleichzeitig klima- und umweltfreundlich wirtschaften können. Dafür braucht es planbare und verlässliche Wirtschaftsbedingungen. Ganz im Sinne der Zukunftskommission Landwirtschaft und der Borchert-Kommission setze ich mich dafür ein, die Leistungen der Höfe stärker zu honorieren. Es soll sich etwa lohnen, Tiere besser zu halten, die Äcker nachhaltiger zu bewirtschaften oder den Wald und die Moore klimafreundlich umzubauen. Ich bin froh, dass uns das Dialognetzwerk dabei tatkräftig unterstützt, praxistaugliche Lösungen zu finden.“
Natürlicher Klimaschutz, eine vorsorgende Klimaanpassung und Wasserversorgung sind Voraussetzungen für eine zukunftsfeste Landwirtschaft: Das im vergangenen Jahr von der Bundesregierung beschlossene Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz verbindet Naturschutz, Klimaschutz und Klimaanpassung miteinander. Einige der darin enthaltenen Programme und Förderrichtlinien richten sich direkt an Landnutzende oder binden die Landwirtschaft als wichtige Partnerin ein. Ländliche Räume und Landwirtschaft sind auch wichtige Bestandteile der ebenfalls 2023 beschlossenen Wasserstrategie, um für einen funktionierenden Wasserkreislauf und ausreichend Wasserspeicher zu sorgen, auf die die Landwirtschaft angewiesen ist und zu denen sie gleichzeitig beitragen kann. Und mit dem 2023 vom Bundestag verabschiedeten Klimaanpassungsgesetz wird erstmals ein strategischer Rahmen für eine vorsorgende Klimaanpassung geschaffen, von dem auch die Landwirtschaft profitiert. Die Landwirtschaft soll dauerhaft in der Lage sein, auch unter anspruchsvollen klimatischen Bedingungen hochwertige Lebens- und Futtermittel sowie biobasierte Rohstoffe auf nachhaltige Weise zu produzieren. Deshalb soll die Klimaanpassungsstrategie des Bundes die notwendigen Umstellungen und Anpassungsmaßnahmen u.a. durch Monitoring und begleitende Forschung unterstützen. Die Bundesregierung will die Strategie bis Ende 2024 vorlegen und dann alle vier Jahre aktualisieren.
Um gemeinsam Lösungen für die anstehenden Herausforderungen zu erarbeiten und Politik für Natur- und Umweltschutz in Partnerschaft mit der Landwirtschaft zu gestalten, haben das Bundesumwelt- und das Bundeslandwirtschaftsministerium das Dialognetzwerk zukunftsfähige Landwirtschaft gegründet. 50 Praktiker aus Landwirtschaft und Naturschutz entwickeln gemeinsam praxistaugliche Lösungen und erarbeiten Politikempfehlungen für drängende Herausforderungen von Artenaussterben bis Züchtung. Für das Jahr 2024 stehe das Thema Biodiversität ganz oben auf der Agenda.