Zum Abschluss ihres zweitägigen Treffens in Paris haben sich die Agrarministerinnen und Agrarminister der Mitgliedstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu einer nachhaltigen Transformation der globalen Agrar- und Ernährungssysteme verpflichtet. Zugleich verurteilten die Ministerinnen und Minister in ihrer gemeinsamen Erklärung den völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine auf das Schärfste. Es handelte sich um das erste Treffen der OECD-Agrarministerinnen und -minister seit 2016.
Zum Ergebnis des OECD-Agrarministertreffens sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir: „Wir werden Hunger, Klimakrise und Artensterben nur bewältigen und das Recht auf Nahrung verwirklichen können, wenn wir neue Wege gehen und zu nachhaltigen und krisenfesten Agrar- und Ernährungssystemen kommen – und zwar gemeinsam und überall auf der Welt. Dafür tragen gerade die Mitglieder der OECD eine besondere Verantwortung. Ich bin froh, dass sich in unseren multilateralen Foren inzwischen die Erkenntnis durchgesetzt hat: Nur mit der nachhaltigen Transformation der Landwirtschaft können wir unsere Zukunft sichern.“
Zur Umgestaltung der Agrar- und Ernährungssysteme haben sich die OECD-Agrarministerinnen und minister zu einem umfassenden Ansatz bekannt, der Nachhaltigkeit stärkt, inklusive Lebensgrundlagen sichert und damit weltweite Ernährungssicherheit gewährleisten soll. Dies war Thema in der OECD-Arbeitsgruppe zu dem zentralen Thema „Den Weg der Transformation gehen“, die von Bundesminister Özdemir im Rahmen des Treffens geleitet wurde.
Özdemir: „Wir müssen die Ernährungssysteme weltweit entlang der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen weiterentwickeln. Dazu gehört auch, dass wir darüber diskutieren, wie wir Ernten effizienter nutzen können. Mit dem, was wir ernten, könnten wir viel mehr Menschen statt machen, wenn weniger im Abfall oder Futtertrog landen würde. Eine nachhaltigere Ernährungsweise mit weniger, aber besser gehaltenen Tieren, schont das Klima. Aber auch Lieferketten müssen resilienter werden – Voraussetzung dafür ist ein freier und regelbasierter Handel. Und schließlich ist es genauso wichtig, dass wir den globalen Süden unterstützen, die Governance der Ernährungssysteme zu verbessern und auch die Rolle der Frauen zu stärken.“
Mit Blick auf den Angriff Russlands auf die Ukraine betonten die Agrarministerinnen und -minister der OECD unmissverständlich, dass diese durch nichts zu rechtfertigende, eklatante Verletzung des Völkerrechts eine schwerwiegende Bedrohung für die globale Ernährungssicherheit und das Recht auf angemessene Nahrung darstelle. Zu dem Thema war auch der ukrainische Agrarminister Mykola Solskyj zugeschaltet, der unter anderem von der aktuellen Situation in seinem Land berichtete.
Özdemir: „Unsere Solidarität gilt uneingeschränkt der Ukraine! Putins Krieg gegen die Ukraine ist auch ein Angriff auf die globale Ernährungssicherung. Er setzt Hunger gezielt als Waffe ein, um geopolitische Interessen durchzusetzen. Russland versucht weiterhin der Welt den Bären aufzubinden, die westlichen Sanktionen seien der Brandbeschleuniger des weltweiten Hungers. Fakt ist: Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat eine Lawine ausgelöst, die den Druck auf die globalen Ernährungssysteme und Märkte massiv erhöht hat. Es ist daher gut und richtig, dass die OECD die Beitrittsgespräche mit Russland beendet hat. Russland gehört nicht mehr an diesen Tisch, an dem die Stärke des Rechts und nicht das angebliche Recht eines Stärkeren gilt.“
Deutschland konnte in den Verhandlungen zur Abschlusserklärung erreichen, dass die OECD künftig die Rolle der lokalen und regionalen Produktion für die Transformation des Sektors stärker analysiert und auch die Verbrauchseite berücksichtigt wird. Zudem hat sich das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft erfolgreich dafür eingesetzt, dass sich die OECD-Agrarministerinnen und -minister ausdrücklich auch zu agrarökologischen Ansätzen verpflichtet haben. Des Weiteren haben sich die OECD-Landwirtschaftsministerinnen und -mister dazu bekannt, dass Landwirtschaftspolitik, einschließlich der Unterstützungsmaßnahmen, dazu beitragen muss, Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren und positive Effekte auf die Umwelt hervorzurufen.