Nicht nur die Erdbeersaison hat heuer fast vier Wochen früher begonnen, sondern auch die Kirschenernte ist um rund drei Wochen früher als in den letzten Jahren angelaufen, wie die Fachzeitung „Besseres Obst“ berichtet.

Auch wenn der Regen und die Unwetter der letzten Tage nicht optimal für die Kirschenernte waren, so rechnet man heuer bei der Leithaberger Edelkirsche mit einer durchschnittlichen Ertragsmenge – vorausgesetzt, dass keine schweren Unwetter die Ernte beeinflussen. „Nachdem es im Vorjahr eine sehr geringe Kirschenernte gegeben hat, freuen wir uns, dass heuer die Qualität und die Menge wieder vorhanden ist. Der Kauf von regionalen Kirschen trägt zum Erhalt unserer Kulturlandschaft bei und sichert die Versorgung mit heimischen Produkten. Immerhin werden im Burgenland von etwa 70 Betrieben auf rund 20 ha Kirschen bewirtschaftet“, berichtet Landwirtschaftskammer Burgenland-Präsident Nikolaus Berlakovich bei einem Pressegespräch mit Andrea Strohmayer von der Kirschen-Genussquelle und Gastronom Alfred Schemitz vom Verein „Genuss Region Leithaberger Edelkirsche“ in Donnerskirchen.

Bindeglied zwischen Tradition und Moderne

Primär sind Kirschbäume auf Streuobstwiesen zu finden. Besonders viele Kirschbäume gibt es in der Region Leithaberg (Genussregion Leithaberger Edelkirsche), im Raum Wiesen-Forchtenstein-Marz, in Horitschon und in vielen Gemeinden des Mittel- und Südburgenlandes. Ein Verein, der sich bereits seit 2007 unter anderem um den Erhalt alter Kirschbaumbestände und die Vermehrung der alten Sorten kümmert, ist der Verein „Genuss Region Leithaberger Edelkirsche“. „Ziel war und ist es, die Wertschätzung der alten Kirschsorten und die Bekanntheit der Leithaberger Edelkirschregion zu steigern. Unser Verein versteht sich auch als wichtiges Bindeglied zwischen alten Traditionen und modernen Verarbeitungsweisen der Kirschsorten“, erklärt Alfred Schemitz vom Verein „Genuss Region Leithaberger Edelkirsche“.

Die “grundlose Bäuerin”

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Familie Strohmayer aus Breitenbrunn kümmert sich schon seit über zehn Jahren um Kirschbäume zwischen Jois und Donnerskirchen. Andrea Strohmayer von der Kirschen-Genussquelle bezeichnet sich selbst als „grundlose Bäuerin“. „Ich besitze keine eigenen Kirschbäume, denn meine Ernte kommt von den unbenutzten Bäumen der Region. Hier gibt es sehr viele Leute, die Kirschbäume auf einem Acker, in Weingärten oder in Hausgärten besitzen und keine Zeit oder nicht genügend Ressourcen haben, um alle Kirschen zu pflücken. Ich hole mir den Rest und ‚rette‘ die Kirschen bevor sie verderben. Gemeinsam mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern retten wir so das Obst, das sonst nicht verwertet wird. Wir ernten die Kirschen von den Hochstammbäumen händisch und sind zum Glück alle schwindelfrei. Wir pflegen auch den Grund um den Baum, damit wir einen besseren Zugang zu den Bäumen haben. Im Durchschnitt ernten wir von 50 Bäumen“, berichtet Andrea Strohmayer. Besonderheiten aus ihren verarbeiteten Kirschen sind unter anderem reinsortige Fruchtaufstriche, 100 % Kirschendirektsaft, Kirschfrizzante und –Schokolade. „Die Liebe zur Natur und unsere langjährige Erfahrung im Familienbetrieb sind unser Antrieb. Mit dem Erwerb von Leithaberger Edelkirschprodukten und mit unseren vielseitigen Events wie Kirscherlebnisführungen, dem Kirschen- und Genussmarkt oder Genussyoga im Kirschgarten möchten wir zum Erhalt unserer Kulturlandschaft beitragen“, so Andrea und Rosi Strohmayer. „Denn wo einst über 50.000 Kirschbäume gezählt wurden, sind heute nur noch wenige Bäume übrig. Acht besonders bedrohte Sorten werden durch Initiativen wie ‚Slow Food‘ und ‚Genuss Region Österreich‘ am Leben erhalten“, so Andrea Strohmayer.

Selbstversorgungsgrad im Mittelfeld

Im Bezirk Oberpullendorf rund um Horitschon, im Bezirk Mattersburg rund um Wiesen sowie am Leithagebirge findet man den Großteil der burgenländischen Kirschenproduzenten. In den Intensivanlagen rund um Horitschon dominieren die Sorten Bellise, Sabrina, Summit und Carmen. Ebenfalls im Burgenland zu finden sind die Sorten Bigarreau Moreau, Bigarreau Burlat oder Samba. Der pro Kopf Verbrauch in Österreich liegt bei 1,7 kg Kirschen, der Selbstversorgungsgrad liegt aber nur bei ca. 65 %. Die meisten österreichischen Kirschen und Weichseln werden in der Steiermark produziert. Das Burgenland mit seiner Produktionsfläche von 20 ha konnte im Jahr 2022 157 t Kirschen ernten (österreichweit 2.420 t).