Eine globale Literaturanalyse zeigt, dass erfolgreiche Strategien zur Förderung der biologischen Landwirtschaft regional unterschiedlich sind und eine Kombination von Maßnahmen, z.B. ökonomische Anreize mit Bildungs- und Informationskampagnen, erfordern, berichtet Agroscope.
Viele Länder und Regionen haben Ziele, den Anteil biologischer Landwirtschaft zu erhöhen, formuliert. Beispielsweise hat die EU das Ziel, bis 2030 einen Anteil von 25 % an biologischer Landwirtschaft zu erreichen. Einige EU-Mitgliedstaaten wie Deutschland, Österreich oder Schweden gehen noch weiter und haben sogar Ziele von 30 % bis 2030 formuliert. Es gibt auch sehr regionale Ziele, wie z.B. der Bioaktionsplan des Kantons Luzern von 2023, der auf eine Erhöhung der Bio-Flächen von 11 % auf 15 % bis 2027 abzielt. Die Wissenschaft kann die Akteure des Sektors dabei unterstützen, diese Ziele zu erreichen. Ein systematischer Überblick der wissenschaftlichen Evidenz zu Maßnahmen für den Ausbau der biologischen Landwirtschaft hat bisher jedoch gefehlt. Aus 18.129 wissenschaftlichen Veröffentlichungen wurden 120 relevante Studien gelistet und 182 politische Handlungsempfehlungen extrahiert.
Die potenzielle Wirksamkeit politischer Strategien ist stark vom regionalen Kontext, Adoptionsstadium und Produktionssystem abhängig. In Regionen mit niedrigem Bio-Anteil scheinen Informations- und Bildungsmaßnahmen am wirksamsten zu sein, während in etablierten Bio-Märkten wirtschaftliche Anreize wie Subventionen eher entscheidend sind. Zudem kann eine Kombination von Subventionen, Informationskampagnen, der Unterstützung von Kooperativen und dem Abbau von Hemmnissen effektiver als einzelne Maßnahmen sein.
Wie kann die Umstellung auf biologische Landwirtschaft effektiv gefördert werden? Basierend auf den Ergebnissen der Studie werden folgende potenzielle Maßnahmen vorgeschlagen:
- Anpassung von Maßnahmen: Politische Instrumente sollten an lokale sozioökonomische und ökologische Gegebenheiten sowie Veränderungen des Marktes über die Zeit angepasst werden.
- Subventionen und Anreizsysteme: In Märkten, in welchen die biologische Landwirtschaft bereits etabliert ist können besonders gezielte Subventionen und der Abbau wirtschaftlicher Hemmnisse ein weiteres Wachstum fördern, da ein generelles Bewusstsein vorhanden, und Infrastruktur sowie Informationssysteme oft bereits weiterentwickelt sind.
- Wissensaufbau: In Regionen mit niedrigem Bio-Anteil sollten Informations- und Bildungsmassnahmen Priorität haben.
- Kooperation stärken: In produktiveren Systemen ist die Unterstützung von landwirtschaftlicher Kooperation und Netzwerken wichtig.
- Marktentwicklung: Der Aufbau von Infrastruktur und Lieferketten ist insbesondere in weniger produktiven Regionen entscheidend.
Geografische und methodische Lücken in der Forschung
Zur Unterstützung einer fundierten Politikgestaltung sei ein Überdenken derzeitiger Forschungsansätze notwendig. Forschungslücken bestehen vor allem in Afrika, Zentralasien und Osteuropa. Die Forschung sollte zudem stärker kausale Zusammenhänge und spezifische Mechanismen des Adoptionsprozesses untersuchen. Wechselwirkungen zwischen Produzentenentscheidungen und Konsumnachfrage müssen zudem besser erforscht werden, um Adoptionsprozesse zu verstehen. Die Nachfrage nach Bio-Produkten wird derzeit selten als Treiber in den Analysen berücksichtigt, obwohl sie eine zentrale Rolle für die Entscheidungen der Landwirte und Landwirtinnen spielen kann. Dies ist auch für die Schweiz und die EU relevant.